Im Umgang mit geschlossenen Heimen für Jugendliche muss Hamburg umdenken

Was am Anfang wie eine Kleinigkeit erschien, die das politische Sommerloch füllen sollte, hat sich für Hamburgs Sozialbehörde inzwischen zu einem ärgerlichen Problem ausgewachsen: die Unterbringung von elf jugendlichen Kriminellen in geschlossenen Heimen in Brandenburg.

Zwar gibt es zu diesem Zeitpunkt keine belastbaren Hinweise darauf, dass Hamburger Jugendliche in den Heimen der Haasenburg GmbH misshandelt wurden. Nichtsdestotrotz werfen die Ereignisse die Frage auf, warum die Stadt Jugendliche, die durch kriminelles Verhalten aufgefallen sind, eigentlich in geschlossenen Einrichtungen eines anderen Bundeslandes unterbringen lässt.

Was der SPD-Senat jetzt an Ärger erntet, hat seine schwarz-grüne Vorgängerregierung mit der Schließung des geschlossenen Heimes an der Alsterdorfer Feuerbergstraße im Jahr 2008 gesät. Diese Entscheidung trug von Anfang an den Keim der Inkonsequenz und der Heuchelei in sich. Eines war nämlich klar: Nur weil Hamburg kein geschlossenes Heim mehr hatte, waren die jugendlichen Intensivtäter ja nicht plötzlich verschwunden.

Es mutet geradezu zynisch an, dass ausgerechnet die Grünen – allen voran ihre jugendpolitische Expertin Christiane Blömeke – die Unterbringung Hamburger Jugendlicher in brandenburgischen Heimen so heftig kritisieren. Sie war seinerzeit eine der treibenden Kräfte im Kampf gegen die Feuerbergstraße, und ihre Partei hat der CDU das Aus für das Hamburger Heim abgerungen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Gerade in den ersten Monaten nach der Eröffnung des geschlossenen Heimes an der Feuerbergstraße im Jahr 2003 wurden reichlich Fehler gemacht. Spötter sprachen angesichts einer Vielzahl erfolgreicher Fluchtversuche seinerzeit vom „Haus der offenen Tür“. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Hamburg sich mit dem Aus der Feuerbergstraße der Chance beraubte, Intensivtätern zu helfen.

Auch die Sozialdemokraten haben über Jahre gegen das geschlossene Heim in der Feuerbergstraße gestänkert und dabei vergessen, dass der jämmerliche Umgang mit der Jugendkriminalität im Jahr 2001 der SPD die Macht kostete. Zwar haben führende Hamburger Sozialdemokraten inzwischen grundsätzlich ihren Frieden mit geschlossenen Heimen gemacht. Seitdem sie aber in Hamburg wieder an der Macht sind, haben sie dieses Thema beiseitegeschoben. Das fällt ihnen dieser Tage auf die Füße.

Das ist verwunderlich, weil Hamburg viele Hilfsangebote sowohl für die Jugendlichen als auch für ihre Familien unterbreitet. Da ist die Einrichtung eines Spezialjugendamts für die ganz harten Fälle genauso zu nennen wie die Obachtliste, die verhindern soll, dass jugendliche Intensivtäter durch das soziale Netz fallen.

Die Hansestadt gibt im Jahr viele Millionen Euro für die Betreuung junger Menschen aus, die auf die schiefe Bahn geraten sind. Das Handeln der Behörden ist dabei von der Erkenntnis geprägt, dass es sich bei den Betroffenen eben nicht nur um Täter, sondern auch um Opfer handelt. Deshalb geht es in erster Linie um Hilfe – auch wenn am Ende ein Familiengericht die Einweisung in ein geschlossenes Heim beschließt.

Dass Hamburg dieses letzte Glied des Hilfsprozesses abgeschafft hat, ist ein Fehler. In der Wissenschaft hat sich längst ein Wandel vollzogen. Ergebnisse unterschiedlicher Studien zeigen, dass eine geschlossene Unterbringung sich positiv auf die Jugendlichen auswirken kann. Die Hamburger Politik hat sich selbst der Möglichkeit beraubt, Jugendlichen in einem geschlossenen Heim diese Hilfe zu ermöglichen. Anstatt jetzt aufeinander loszugehen, sollten sich Regierung und Opposition zusammensetzen. Vielleicht ist ja eine geschlossene Einrichtung auf Hahnöfersand eine gute Idee.