Bezirk ordnet Sofortmaßnahmen zur Gebäudesicherung an. Nutzung der Tiefgarage ist ab sofort untersagt. Sie ist das entscheidende Problem, da sie die Wohngebäude darüber trägt.

Hamburg. Die Esso-Häuser am Spielbudenplatz sind einsturzgefährdet. Das geht zumindest aus einem Gutachten hervor, das vom Bezirk Mitte in Auftrag gegeben und am Donnerstag vorgestellt wurde. Die Experten hatten festgestellt, dass durch eine geschädigte Stahlbetonkonstruktion die Standfestigkeit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet sei. Bezirksamtsleiter Andy Grote forderte die Eigentümerin Bayerische Hausbau umgehend auf, Abstützungsmaßnahmen vorzunehmen.

Die Nutzung der 11.500 Quadratmeter großen Tiefgarage ist ab sofort untersagt. Sie ist das entscheidende Problem, da sie die Wohngebäude darüber trägt. Wände, Stützen und Unterzüge sind durch sogenannte Karbonatisierung (eine chemische Reaktion von Kohlendioxid und Feuchtigkeit) und einem erhöhten Chloridgehalt (durch streusalzhaltiges Wasser) geschädigt. In beiden Fällen wird der Beton porös, der Stahl darunter rostet, bei Fortschreiten besteht Einsturzgefahr.

Allein die Sanierungsmaßnahmen für die Tiefgarage würden laut Berechnungen der Gutachter rund 23 Millionen Euro kosten. Während der Arbeiten müssten die Mieter der darüberliegenden Wohngebäude ausziehen. Deren Fassaden weisen Schäden auf, die man instand setzen könnte. Das Problem hier: Zusätzliche Lasten wie Wärmedämmung, Schall- oder Brandschutz können nicht aufgebracht werden, da die Statik ausgeschöpft ist.

"Der bauliche Zustand der Esso-Häuser ist deutlich schlechter als befürchtet", sagt Grote. Ein Erhalt sei kaum noch realistisch, denn auch eine teure Sanierung würde nur den Zustand der 1960er-Jahre wiederherstellen.

"Selbst bei einer Sanierung können die Häuser keine Sicherheit mehr für die Mieter bieten", sagt Falko Droßmann (SPD) skeptisch. Zu einem Abriss gebe es wohl keine Alternative. Das findet auch Michael Osterburg (Die Grünen): "Ein Abriss scheint unumgänglich." Beide Politiker betonen, dass mit einem Neubau weitaus mehr Wohnraum geschaffen werden könne, als es bisher in den Esso-Häusern gibt (100 Wohnungen). Ein großer Teil davon müsse aber öffentlich gefördert werden. Außerdem müsse das Rückkehrrecht der Bewohner und der Erhalt der Clubszene garantiert werden.

Weigert sich die Bayerische Hausbau zu sanieren, müssen die Bewohner die Häuser spätestens im Juni 2014 verlassen. "Danach ist eine Wohnnutzung bauaufsichtlich nicht mehr verantwortbar", so Grote. Die Initiative Esso-Häuser warf ihm vor, nicht genug für den Erhalt der Gebäude zu tun und dem Investor in "die Hände zu spielen".