Polizei und Behörde halten Tag und Strecke der Fahrt mit Brennelementen geheim. “Über bevorstehende Atomtransporte machen wir aus Sicherheitsgründen keine Angaben.“

Hamburg. Das Bekanntwerden des anstehenden Plutoniumtransports durch Hamburg hat die Sicherheitslage für die Polizei verändert. "Wir werden die Situation laufend neu bewerten und entsprechend darauf reagieren müssen", sagte Polizeisprecher Mirko Streiber. Unterdessen bestätigte auch Innenbehördensprecher Frank Reschreiter, dass plutoniumhaltige MOX-Brennelemente durch Hamburg transportiert werden sollen. Näheres wollte er jedoch nicht sagen. "Über bevorstehende Atomtransporte machen wir aus Sicherheitsgründen keine Angaben."

Nach Abendblatt-Informationen soll bereits die Hälfte der zwölf Behälter vom belgischen Dessel ins Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein geliefert worden sein. Die andere Hälfte wird in diesen Tagen folgen - via Hamburg. Laut der Antiatomkraft-Initiative "Ausgestrahlt" läuft am Freitag die Genehmigung für den Transport der Brennstäbe aus. Die Genehmigung dafür stellt das Bundesamt für Strahlenschutz aus. Die Transportunternehmen müssen die jeweiligen Länder dann spätestens 48 Stunden vorher über den Transport informieren. Im Fall von Hamburg erhält die Polizei Kenntnis, die dann den Transport an der Landesgrenze übernimmt und auf Hamburger Gebiet begleitet.

Bei den Sicherheitsbehörden hatte man sich im Zusammenhang mit den Transporten vor allem Sorgen gemacht, dass das radioaktive Material in falsche Hände geraten könnte. "Deswegen ist es geradezu kontraproduktiv, wenn Zeitpunkt oder Route eines solchen Transportes bekannt gegeben werden", sagt ein Beamter. Ob die üblichen Sicherheitsmaßnahmen der Polizei bei der aktuellen Begleitung ausreichen, hängt von den Erkenntnissen ab, die nun folgen. Dabei geht es auch darum, etwaige Protestaktionen, wie bei den Castortransporten, zu verhindern.

In den Castoren befinden sich abgebrannte hochradioaktive Brennelemente. Im Gegensatz dazu seien die MOX-Brennelemente laut Umweltbehörde vergleichsweise harmlos. Sie seien lediglich leicht strahlend. Diese Strahlung könne ohne großen Aufwand abgeschirmt werden. Deshalb sind die Transporte auch weniger auffällig als Castortransporte.

In Hamburg wurden im vergangenen Jahr 180 Transporte gezählt, bei denen spaltbares Material für Atomkraftwerke bewegt wurde. Etwa die Hälfte davon sind Containerbewegungen im Hafen, die andere Hälfte sind sogenannte Durchläufe, also Lkw-Transporte durch die Stadt. Die Verweildauer in Hamburg beträgt je nach Verkehrslage bis zu 90 Minuten. Formal werden die Transporte als herkömmliche Gefahrguttransporte angesehen.