Schüler sprechen über ihre Drogenerfahrungen - und sagen, wie sie den Ausstieg geschafft haben. “Manche sind schon morgens high“

Hamburg. Welche Erfahrungen haben Hamburger Schüler gemacht? Kennen sie viele Gleichaltrige, die Cannabis konsumieren - oder sind sie sogar selbst mit Drogen in Kontakt gekommen? Und wenn ja: Wie haben sie den Ausstieg geschafft? Das Abendblatt sprach mit 14- bis 19-jährigen Schülern. Die Antworten sind häufig erschütternd, teilweise aber auch ermutigend:

André*, 19, Lohmühlen-Gymnasium (St. Georg): "Ich habe einmal einen Joint geraucht, ich glaube, das hat jeder schon. Bei uns an der Schule kifft ungefähr jeder Fünfte. Die gehen in der Pause raus, rauchen einen Joint und gehen dann zurück in den Unterricht. Einige kiffen wahrscheinlich auch aus Gruppenzwang, weil sie cool sein wollen. Ab und zu wird auch Koks genommen, aber ziemlich selten. Ich weiß nicht genau, ob die Lehrer das merken. Falls sie es mitkriegen, tun sie nichts dagegen. Für mich ist das alles nichts."

Paul, 18, Lohmühlen-Gymnasium (St. Georg): "Als ich high vor meinen Eltern stand, war Schluss. Vier Jahre konnte ich meinen Konsum vor ihnen geheimhalten. Mit 14 Jahren waren Drogen in meinem Freundeskreis immer beliebter geworden. Ich kiffte jeden Tag. Ich wollte den Kopf freibekommen und nicht an den Stress in der Schule denken. Ich vernachlässigte die Schule. Meine Eltern machten mir klar, dass es so nicht weitergeht. Ich habe neue Freunde gefunden. Ich will meinem Körper und meiner Zukunft nicht mehr mit einem Joint schaden. Heute baue ich meinen Stress mit Sport ab, das wirkt besser als jede Droge."

Norman, 19, Stadtteilschule St. Georg:

"Angefangen hat alles mit Alkohol. Mit 15 Jahren habe ich immer öfter mit Freunden getrunken. Dass ein Joint rumging, war schnell normal. Wir wollten uns Ablenken von Problemen in der Familie oder in der Schule. Wir dachten, wir fühlen uns dann besser. Zwei Jahre ging das so, dann habe ich die Kurve gekriegt. Auch für meine Freunde sind Drogen kein Thema mehr. Wir haben Ziele, machen eine Ausbildung oder das Abitur. Das schafft man nicht, wenn man jeden Tag kifft. Drogen sind für mich kein Thema mehr."

Martina, 14, Stadtteilschule Horn:

"Freunde von mir kiffen, seit sie elf Jahre alt sind. Ich finde das nicht schön. Die haben dann rote Augen, sind blass und sprechen so langsam. Ich weiß nicht, warum sie das tun. In meinem Freundeskreis kapseln sich die Leute, die kiffen, oft von den anderen ab. Ich habe zum Glück noch andere Freunde, die keine Drogen nehmen."

Dennis, 18, Wichern-Schule (Horn): "Ich habe mit 14 Jahren angefangen zu kiffen. Wir sind mit ein paar Leuten nachmittags rausgegangen, um ein paar Joints zu rauchen, so wie sich andere zum Fußballspielen treffen. Mit der Zeit habe ich oft die Schule geschwänzt. Dadurch musste ich die Schule wechseln. Das war der Grund, mit dem Kiffen aufzuhören. Mein Freundeskreis hat sich komplett geändert, heute rauche ich nicht mal mehr Zigaretten."

Stephanie, 16, Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer (Eimsbüttel): "Ich habe Mitschüler, die morgens schon high in die Schule kommen. Den Lehrern fällt dann auf, dass die Schüler verändert wirken, führen das aber nicht auf Marihuana zurück. Neulich haben Mitschüler sogar Hasch-Brownies mit auf einen Schulausflug genommen. Negative Erfahrungen hat eine Freundin mit gestrecktem Gras gemacht: Es ging ihr richtig schlecht, mit Albträumen und Angstzuständen."

Laura, 16, Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer (Eimsbüttel): "Ich kenne Magic Mushrooms, halluzinogene Pilze. Die nehmen einige, um den richtigen Kick zu bekommen. Das ist aber die Ausnahme, denn ein Stück kostet 20 Euro."

Anna, 14, Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer (Eimsbüttel): "Circa die Hälfte unserer Klasse raucht regelmäßig Cannabis. Ausprobiert hat es eigentlich jeder schon. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in den Pausen Joints gedreht werden. Die Lehrer bekommen von all dem überhaupt nichts mit."

Paul, 17, Gymnasium Hegestraße (Eppendorf): "Wer etwas rauchen will, weiß, woher er es bekommt - es findet sich immer einer, der dealt. Auf die schulischen Leistungen der Raucher hat der Konsum keinen Einfluss: Die packen die Schule sowieso nicht - Kiffen hin oder her."

*Alle Namen wurden von der Redaktion geändert