Wirtschaftssenator will Pläne für Anlegeplatz auf Steinwerder konkretisieren. Hafenchef Jens Meier wird aus Südamerika zurückgerufen. Projekt soll 50 Millionen Euro kosten und könnte 2015 abgeschlossen werden.

Hamburg. Wenn Jens Meier, der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), heute gegen 12 Uhr in Hamburg landet, hat er einen 14-stündigen Flug in den Knochen. Gegen 16.50 Uhr Ortszeit startete er am Dienstag in São Paulo mit einem Lufthansajet, war am Vormittag in München und flog dann in die Hansestadt.

Viel Zeit zum Ausruhen bleibt Meier nicht. Denn schon für 12.30 Uhr ist er zu einem Gipfeltreffen beordert worden, das für den Hamburger Hafen entscheidende Bedeutung haben könnte. An einem von der Wirtschaftsbehörde nicht genannten Ort soll dann über ein drittes Kreuzfahrtterminal für Hamburg auf Steinwerder beraten werden. "Es ist möglich, dass eine erste grundlegende Übereinkunft getroffen wird", sagte die Sprecherin der Behörde, Susanne Meinecke, dem Abendblatt.

Dennoch wird in Hamburg darüber gerätselt, warum der HPA-Chef nach nur wenigen Tagen als Mitglied der Südamerika-Delegation von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zurück nach Hamburg eilen muss. Das sei eingeplant gewesen, behauptet die Behördensprecherin. "Als er am Sonnabend ins Flugzeug stieg, wusste Meier, dass er am Mittwoch wieder zurück in Hamburg sein musste." Schließlich solle die HPA das Terminal planen und später bauen.

Meier selbst bestätigte in São Paulo, dass er bereits kurz vor dem Abflug wusste, dass er "vorzeitig zurückkehren würde. Es ist schade, dass ich die Reise vorzeitig abbrechen muss. Aber damit muss man professionell umgehen. Das gehört zum Geschäft", sagte der HPA-Chef dem Abendblatt. Glücklich ist er darüber aber offenbar nicht. Denn es war selbstverständlich geplant, dass er auch Montevideo und Buenos Aires mit besuchen sollte. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion hat deshalb ihre ganz eigene Begründung für Meiers Reiseabbruch. "Offenbar brennt es in der Hamburger Politik lichterloh, wenn ein wichtiger Teilnehmer der Bürgermeister-Reise so kurzfristig abberufen wird, um für Wirtschaftssenator Horch die Kohlen aus dem Feuer zu holen", sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin Karin Prien.

Dass Hamburg stärker auf Kreuzfahrttouristen setzt, ist eine Folge des derzeit kaum mehr wachsenden Containerumschlags. Die Zeiten mit jährlich zweistelligen prozentualen Zuwächsen sind vorbei. Dagegen rechnet die Kreuzfahrt-Marketing-Organisation Hamburg Cruise Center nach gut 430.000 Gästen 2012 für 2013 erneut mit einem Plus auf mehr als 500.000 Passagiere, die von Traumschiffen in die Stadt kommen.

Pikant am Projekt des dritten Kreuzfahrtterminals ist, dass er nun auf Steinwerder und damit an einem neuen Standort gebaut werden soll. Zunächst war das Terminal am Überseezentrum der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) geplant. Ein Standort, der jetzt wegen der hohen Kosten vorerst nicht mehr in Betracht kommt.

An dem jetzt vorgesehenen Ort, am Kronprinzkai, hatte die HHLA zuvor ein Leercontainerlager betrieben. Eigentlich sollten dort künftig Umschlagplätze entstehen. Sogar eine neue Gleisverbindung ist nach dem Hafenentwicklungsplan dort geplant. Nun werden acht Prozent der Fläche des geplanten Central Terminals Steinwerder (CTS) umgewidmet.

Dazu muss die US-Reederei Carnival Cruises Zugeständnisse machen, etwa feste Passagierzahlen garantieren. Die weltgrößte Kreuzfahrtreederei, zu deren Töchtern der deutsche Marktführer Aida zählt, wollte sich eigentlich an dem Terminal am Überseezentrum engagieren. Nach Informationen des Abendblatts bestreitet die Reederei, Beträge für eine Finanzierung genannt zu haben. Carnival ist aber am Ausbau des Geschäfts in der Hansestadt brennend interessiert. Vizechef Giora Israel wird jedenfalls neben einem Vertreter des Konkurrenten MSC und anderen Managern aus der Branche beim Treffen an diesem Mittwoch dabei sein.

Die Flächen am Kronprinzkai haben nach Auffassung der Wirtschaftsbehörde gleich mehrere Vorteile. Sie sind frei und bieten eine fertige, 500 Meter lange Kaimauer. Dazu bleibt insgesamt genügend Raum, um Autos oder Busse dort abzustellen. Gebaut werden müssten vor allem das Terminalgebäude und ein Parkplatz. Dazu müssten eine Brücke zu den Schiffen sowie Pontons bereitgestellt werden. "Es gibt noch keine genauen Planungen", sagte HPA-Sprecher Alexander Schwertner.

Klar ist: Am Terminal sollen Kreuzfahrtreisen beginnen und enden. Während der Reisen würden dann die Autos der Passagiere auf dem Gelände parken. "Für alle Passagiere, die ohne Pkw anreisen, gehört natürlich eine Verkehrsanbindung in die Stadt zum Terminal", sagte Behördensprecherin Meinecke.

Bei dem Gespräch am heutigen Mittwoch wird auch die Auslastung des neuen Terminals eines der Schwerpunktthemen sein. Dabei ist es für Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) wichtig, inwieweit die Zahl der jährlichen Anläufe von Kreuzfahrtschiffen zugesagt werden könne. Bisher gibt es Verhandlungen mit der Aida-Reederei. Sie will offenbar ihre bisher größten, in Japan bestellten Schiffe an dem neuen Terminal abfertigen. Die Kreuzer für jeweils 3250 Passagiere sollen im März 2015 und im März 2016 fertiggestellt werden.

Die Behörde hält daran fest, dass das Terminal nicht exklusiv an eine Reederei vergeben werden soll. "Wir wollen eine diskriminierungsfreie Anlage", sagt Meinecke. Die Kosten für die Lösung am Kronprinzkai werden dabei auf 50 Millionen Euro geschätzt. Wird schnell entschieden, könnte der Terminal 2015 in Betrieb gehen. Nach Ende des Gipfels will sich die Behörde an diesem Mittwoch zum Projekt äußern. Die Frage ist, ob Jens Meier dann Zeit hat, sich vom Jetlag zu erholen.