Mutter zeigte Erzieher an - Ermittlungen wurden eingestellt

Drage/Hamburg. Hätte der Missbrauchsfall in der Kita in Schnelsen verhindert werden können? Wie jetzt bekannt wurde, gab es auch in dem kirchlichen Kindergarten Stove bei Winsen, dem früheren Arbeitgeber von Stefan H., einen Missbrauchsverdacht. Der Erzieher war dort bis Anfang 2011 beschäftigt. Nach Beschwerden von Eltern wurde ihm von der Leitung nahegelegt, die Kita zu verlassen. Eine besorgte Mutter erstattete Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs. Darüber informiert wurden die anderen Erziehungsberechtigten allerdings nicht.

Kriminalhauptkommissar Michael Düker von der Polizeiinspektion Harburg bestätigt, dass seine Kollegen am 12. Januar 2011 eine Anzeige gegen Stefan H. aufgenommen und an die Staatsanwaltschaft nach Lüneburg weitergeleitet haben. Die Ermittlungen seien aber schnell wieder eingestellt worden. "Nach Angaben des Kindes soll der Beschuldigte beim Toilettengang das Geschlechtsteil des Mädchens angeschaut haben. Es kam nicht zu sexuellen Handlungen", sagt Oberstaatsanwältin Angelika Klee. "Das ist nicht wirklich beruhigend", sagt eine betroffene Mutter, die ihr Kind von Stefan H. als Babysitter auch privat betreuen ließ. "Die Nachricht aus Schnelsen war ein Schock für uns alle. Denn einige unserer Kinder zeigen Auffälligkeiten. Wir wollen Klarheit. Die Informationen bleiben aber bislang aus." Pastor Johannes Neukirch von der Landeskirche betont, dass es im Fall Stefan H. "keinen ausreichend begründeten Verdacht" gegeben habe, um die Vorwürfe öffentlich zu machen.

An der Kita in Schnelsen, wo der Erzieher zwischen 2011 und 2013 arbeitete, wusste niemand etwas davon. Für Verdachtsfälle bei sexuellem Missbrauch gibt es kein Register. "Wir haben das polizeiliche Führungszeugnis und das Arbeitszeugnis des Erziehers geprüft. Es gab nichts zu beanstanden", sagte Monika Rulfs, Sprecherin des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein.