Die Wella-Dynastie übernimmt die Mehrheit am Hamburger Traditionsbetrieb von Ehren. Die Führung bleibt allerdings in der Hand der Familie.

Hamburg. Die berühmteste Baumschule der Hansestadt hat neue, in bestimmten Kreisen nicht minder berühmte Eigentümer. Wie jetzt bekannt wurde, haben Sylvia und Ulrich Ströher sich in das Hamburger Unternehmen Lorenz von Ehren eingekauft. Sylvia Ströher ist eine Enkelin des Wella-Gründers Franz Ströher, der seit 1880 als Friseur ein Haarpflege-Imperium geschaffen hat. Im Jahr 2003 wurde das Darmstädter Unternehmen an den US-Konzern Procter & Gamble verkauft. Die Familie machte Kasse. Rund fünf ehemalige Eigentümerfamilien konnten damals unter sich 3,2 Milliarden Euro aufteilen. Einen Teil ihres Vermögens haben die Ströhers jetzt über ihr Family Office in das Hamburger Unternehmen von Ehren investiert. Über die genaue Höhe der Beteiligung, schweigen sich beide Parteien aus. Nach Informationen des Abendblatts soll es sich jedoch um mehr als 50 Prozent der Von-Ehren-Anteile handeln, die von Ströher übernommen wurden.

Mit dem Einstieg der Investoren dürfte die Zukunft der traditionsreichen Baumschule gesichert sein. Bislang waren die Brüder Lorenz und Bernd von Ehren alleinige Eigentümer. Doch die beiden verstanden sich offenbar nicht besonders gut. Das musste am Dienstag selbst das Unternehmen in seiner Pressemitteilung einräumen. "Für die Von-Ehren-Unternehmen war die Nachfolgregelung eine besondere Herausforderung", hieß es vorsichtig formuliert. Tatsächlich gab es immer wieder Streit zwischen den beiden Familien über die Zukunft des Betriebes und die möglichen Nachfolger. Auch deshalb stieg bereits im Jahr 2011 Katharina von Ehren, Tochter von Lorenz, aus der Geschäftsführung aus. "Wegen unterschiedlicher Auffassungen", wie es damals hieß.

Jetzt haben die Brüder Bernd und Lorenz einen Weg gefunden, wie der Stab des 1865 gegründeten Gartenbetriebs an die fünfte Generation weitergegeben werden kann. Beide Mitgesellschafter haben ihre Anteile vollständig abgegeben. Bernhard von Ehren, 40, Sohn von Bernd, ist nun Geschäftsführer und Anteilseigner geworden, während Lorenz von Ehren ausbezahlt wurde. "Mit der Familie Ströher haben wir unseren Wunschpartner gefunden - so können wir unsere anspruchsvollen Ziele für die Zukunft mit verstärkter Kraft umsetzten", sagte Bernhard von Ehren, der seit 2001 im Unternehmen ist. Zuvor absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre und eine Ausbildung zum Gärtner, ehe er einige Jahre als Geselle im In- und Ausland arbeitete. Seit dem Jahr 2007 ist er zudem gemeinsam mit Konrad Parloh Geschäftsführer.

Die Baumschule gehört zu den fünf führenden in Europa. In Hamburg bewirtschaftet das Unternehmen eine Fläche von 360 Hektar. Am zweiten Standort in Bad Zwischenahn sind es 190 Hektar. 110 der 150 Mitarbeiter arbeiten in der Hansestadt. Als Johannes von Ehren das Traditionsunternehmen 1865 vor den Toren der Städte Hamburg und Altona in den Elbvororten ins Leben rief, begann im Anschluss an die Reichsgründung 1871 ein wirtschaftlicher Aufschwung in Deutschland, der mit einer zunehmenden Bautätigkeit begann. Deshalb stieg auch die Nachfrage nach Pflanzen und Bäumen von dem Hamburger Unternehmen.

1898 übernahm Lorenz von Ehren die Baumschule seines Vaters und konnte das Wachstum fortsetzen. Er erweiterte nicht nur das Angebot der Baumschule um größere Bäume und Sträucher, sondern auch den Kreis seiner Kunden, zu dem unter anderem die Höfe in Kopenhagen und in St. Petersburg gehörten. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg durchstreiften die "Baumschuler" renommierte Betriebe in Europa und den USA, um Bäume und Pflanzen aller Art und Größe für den wachsenden Bedarf nach Deutschland zu importieren. Im Jahr 1970 übernahmen die Brüder Lorenz und Bernd von Ehren die Unternehmensleitung und gründeten einen Zweigbetrieb in Bad Zwischenahn.

Das Ströher Familien Office (SFO) investiert in Finanzanlagen, Immobilien und Beteiligungen an Unternehmen, die in ihren Märkten führend sind. Doch eigentlich schlägt das Herz von Sylvia Ströher für einen ganz anderen Bereich, nämlich die Kunst. Ulrich und Sylvia Ströher besitzen eine Sammlung mit 1500 Werken, unter anderem von Anselm Kiefer, Jörg Immendorff und Georg Baselitz. Die ursprünglich 800 Werke umfassende Sammlung wurde im Jahr 2005 um die 700 Werke umfassende, berühmte Sammlung von Hans Grothe ergänzt. Das Ehepaar besitzt des Weiteren ein Feriendomizil voll mit Kunst bei Pollensa auf Mallorca, das mit dem nachbarschaftlichen Anwesen des Hamburgers Hans-Peter Schwarzkopf das sogenannte Shampoo Valley auf der Baleareninsel bildet. Schwarzkopf war früher ein Wettbewerber von Wella, bevor er sein Unternehmen an Henkel verkaufte.

In Hamburg wird sich vorrangig Ulrich Ströher um die neue Beteiligung kümmern. Er kannte das Unternehmen bereits vor den Übernahmeplänen. Der ehemalige Krankenpfleger heiratete die Wella-Erbin, nahm ihren Namen an und bekam eine kaufmännische Ausbildung spendiert.

Neben der Baumschule von Ehren dürfte es für die Ströhers noch einen weiteren Anknüpfungspunkt an Norddeutschland geben. In Hörnum auf Sylt hat die Wella-Erbin Claudia Ebert etwa 50 Millionen Euro in die Umgestaltung eines 74 Hektar großen einstigen Kasernengeländes in das Hotel Budersand investiert. In dem Luxushaus mit eigenem Golfplatz sollen die Ströhers bereits gesichtet worden sein.