Tag 4 im Arbeitskampf des Sicherheitspersonals am Flughafen. 10.000 Passagiere saßen fest. Sanitäter im Dauereinsatz.

Fuhlsbüttel. Die Streiks des privaten Sicherheitspersonals am Hamburger Flughafen werden an diesem Donnerstag und am Freitag ausgesetzt. Das teilte die Gewerkschaft Ver.di am Mittwoch mit. Der Grund: Laut Ver.di ist Bewegung in die Tarifauseinandersetzung gekommen. Es werde heute ein Treffen von Gewerkschaft und Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) geben.

In Fuhlsbüttel sorgte der Streik der 600 Mitarbeiter der Personenkontrolle am Mittwoch abermals für erhebliche Einschränkungen. Deutlich mehr als 10.000 Fluggäste erreichten an dem Tag nicht ihr Reiseziel, da 115 von 181 Abflügen gestrichen wurden. Auch 25 der geplanten Ankünfte wurden annulliert; betroffen waren rund 2500 Menschen mit Ziel Hamburg. "Die Lage war durchaus angespannter als beim vergangenen Streiktag", sagte Flughafensprecherin Stefanie Harder.

Bereits in der Nacht hätten Hunderte Fluggäste in den Terminals gewartet, um rechtzeitig die Sicherheitskontrollen passieren zu können. Die Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) blieben die Nacht über in der Abflughalle und versorgten die Wartenden mit Wasser und Broten. Am Morgen mussten einige Fluggäste mit Kreislaufproblemen behandelt werden, zwei wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. "So eine Lage zu produzieren ist von den Streikenden unverantwortlich", betonte Flughafensprecherin Harder und sprach von "tumultartigen Szenen". Gegen Mittag beruhigte sich die Lage etwas - der Deutsche Schutz- und Wachdienst hatte eigens Mitarbeiter aus Frankfurt nach Hamburg beordert.

Den Flughafen Hamburg, der mit dem Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft Ver.di und dem Arbeitgeberverband BDSW nichts zu tun hat, trifft der bereits vierte Streiktag in diesem Jahr hart. Mehr als 100.000 Fluggästen wurde bisher der Abflug verwehrt.

Passagiergebühren, Zahlungen der Fluggesellschaften für Starts und Landungen, Parkgebühren und geringere Einnahmen in der Gastronomie schlagen sich in der Kasse nieder. "Die Umsatzausfälle nähern sich mittlerweile der Eine-Million-Euro-Marke", sagt Harder. Das wird sich in der Jahresbilanz letztlich auch für die Stadt Hamburg negativ auswirken, die mit 51 Prozent an der Betreibergesellschaft beteiligt ist.

Die Beschäftigten der Sicherheitskontrolle in Hamburg fordern einen Stundenlohn von 14,50 Euro, die Arbeitgeber haben bislang in einem ersten Schritt 12,75 Euro und im kommenden Jahr 13,50 Euro pro Stunde angeboten. "Überzogene Gehaltsforderungen sind mit uns nicht zu machen", sagte Verbandssprecher Oliver Arning. "Sicherheitsassistenten werden nur angelernt, das ist noch nicht mal ein Lehrberuf." Somit seien die bislang gezahlten 11,80 Euro in Hamburg kein schlechter Stundenlohn. "Eine derart überzogene Lohnforderung hat mit seriösen Tarifverhandlungen nichts mehr zu tun", sagte auch Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft.

Das sehen Thorsten Keiner und seine Kollegin Heidi Ruchholz vom Sicherheitspersonal naturgemäß anders. Der 34-Jährige arbeitet seit fünf Jahren für den Deutschen Schutz- und Wachdienst am Flughafen. Der Streik sei notwendig, sagt er, weil sich sonst nie etwas ändern werde.

Thorsten Keiner hat einen Teilzeitvertrag über 140 Arbeitsstunden im Monat, "Vollzeitverträge gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Und ich habe mit 140 Stunden noch Glück. Die neueren Kollegen bekommen nur Verträge über 80 bis 100 Stunden im Monat." 1000 bis 1200 Euro bleiben dem Alleinstehenden nach eigenen Angaben im Monat zum Leben, knapp 600 Euro muss er für die Miete seiner Barmbeker Wohnung zahlen. "Je nach Flugaufkommen und Saison verdiene ich auch mal weniger", sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann.

Familienväter, so Keiner, müssten sich häufig einen Zweitjob suchen, um über die Runden zu kommen. "Ich kenne Kollegen, die füllen vor der Arbeit noch Regale in Supermärkten auf", sagt Keiner. Sich um einen Zusatzjob zu bemühen, mache für ihn keinen Sinn, weil die Arbeitszeiten sich immer wieder kurzfristig änderten. "Die Dienste wechseln häufig, manchmal kommen wir nur für vier Stunden zur Arbeit", ergänzt seine Kollegin Heidi Ruchholz.