Die Bundestagswahl braucht kein Fernsehduell mit Raab

Als ob Deutschlands Politik keine anderen Probleme hätte: Da wird seit Tagen darüber diskutiert, ob der Wok-Rennfahrer und moderierende Turmspringer Stefan Raab ein TV-Duell vor der Bundestagswahl zwischen Kanzlerin Angela Merkel und SPD-Kandidat Peer Steinbrück moderieren soll.

Der ehemalige CSU-Chef Edmund Stoiber hat der Vorsitzenden der Schwesterpartei mit seinem aus der Hüfte geschossenen Vorschlag wieder ein ordentliches Ei ins Nest gelegt. Dass Angela Merkel über dieses Raab-Stöckchen nicht so ohne Weiteres springen würde, muss doch eigentlich selbst ihm klar gewesen sein ...

Nun erklärt die Kanzlerin diplomatisch, sie werde sich in die Auswahl der Moderatoren des TV-Duells nicht einmischen - wohl wissend, dass Raabs Haussender Pro7 nicht zu den vier großen Sendern gehört, die traditionell die Moderatoren zu dem einen zugesagten TV-Duell auswählen. Warum bringt Stoiber die Kanzlerin ohne Not in eine solche Diskussion? Man muss den Bayern nicht verstehen.

Der erste Nein-Impuls von Peer Steinbrück war vorhersehbar - und er war ebenso richtig wie die Begründung seiner Absage. Die Politik soll keine Satireshow sein - schlimm genug, wenn sie es manchmal doch unfreiwillig wird. Auch wenn Stefan Raab beteuert, aus dem TV-Duell keine Unterhaltungsshow machen zu wollen - wirklich vorstellbar ist es kaum. Die Gefahr, dass eine der wichtigsten Veranstaltungen des Bundestagswahlkampfes zum effekthascherischen Klamauk wird, ist immens.

Die ganze Diskussion um das TV-Duell mit Stefan Raab wird unter dem Vorwand geführt, die Jugend für die Politik zu begeistern. Das Ziel, mehr Menschen - und vor allem auch junge Menschen - zur Wahlurne zu bewegen, ist ja gut, richtig und wichtig. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Wohl kaum. Der Bundestagswahlkampf braucht keine TV-Show mit Stefan Raab. Und um Jugendliche nicht nur für einen kurzen Abend, sondern dauerhaft für Politik zu interessieren, braucht es andere Ideen. Vor allem auch ernsthaftere. Darüber sollten Merkel, Steinbrück, Stoiber und Co. diskutieren - und nicht über den totalen TV-Unsinn.