Auch Passagiere, die morgens ganz früh am Flughafen sind, können nicht abheben. Auch heute streikt das Sicherheitspersonal wieder.

Fuhlsbüttel. Besonders früh da sein, um auch ganz sicher den Flieger zu erwischen. Darauf hatten viele der 17.200 Fluggäste gesetzt, die am Donnerstag von Fuhlsbüttel aus in die Sonne oder beruflich in eine andere Stadt fliegen wollten. Die meisten von ihnen wurden enttäuscht - beispielsweise Inge Schubert, die mit ihrem Mann via Düsseldorf nach Florida wollte. Wie schon beim ersten Streik des privaten Sicherheitspersonals am 18. Januar kam es auch am Donnerstag am Flughafen zu teilweise chaotischen Zuständen. Nur drei der 40 Sicherheitsschleusen waren besetzt, um die Reisenden und ihr Handgepäck vor dem Betreten des Abflugbereichs zu durchsuchen.

Inge Schubert musste stundenlang anstehen, ohne zu wissen, ob sie ihre Maschine rechtzeitig erreicht. "Wir wussten von dem Streik und waren extra am Abend vorher angereist, um dann schon einzuchecken", sagt Schubert. "Das ging aber nicht, weil niemand sagen konnte, ob Donnerstagmorgen unsere Maschine überhaupt fliegt." So war sie schon vor 4 Uhr am Terminal, um gleich nach der Öffnung am Schalter zu stehen. Drei Stunden später wartete sie immer noch in der Schlange. "Schon das Einchecken hat endlos gedauert", sagt sie. "Ich habe ja nichts gegen Streik. Aber nicht so. Nicht auf dem Rücken der Passagiere."

"I believe I can fly" - das Werbebanner über den Köpfen der Wartenden wirkte an diesem Tag wie Hohn. Ein fester Glaube daran, fliegen zu können, war an diesem Tag bitter nötig. Auch Ursula Stafend hatte sich besonders früh zum Flughafen aufgemacht. "Wir waren um 2.45 Uhr hier und sind nicht in das Terminal reingekommen. Vor den Eingängen hatten sich schon Menschentrauben gebildet. Andere Eingänge, so haben wir später erfahren, waren offen. Es hat uns aber niemand informiert. Wir standen draußen in der Kälte und haben gefroren." Einer, der sich nur kurz im Flughafen in die Schlange der Wartenden einreihte, war der Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, Reiner Brüggestrat. "Ich hatte schon am Vorabend von dem Streik gehört und habe dann erfahren, dass mein Flug nicht gestrichen ist. Weil viele Flügen ausfielen, hatte ich mit weniger Andrang gerechnet. Tatsächlich war nach ein paar Minuten absehbar, dass ich keine Chance habe, meine Maschine rechtzeitig zu erreichen. So muss ich ein geplantes Meeting in Frankfurt ausfallen lassen und fahre in mein Büro."

Frank Reimers war wütend über die Organisation. "Vorn stehen Leute, die erst mittags abfliegen. Hinten stehen Passagiere, deren Flug bald abhebt. Die haben keine Chance mehr. Das hätte man anders lösen müssen." Sehr viele Passagiere, weitaus mehr als an normalen Tagen, seien schon früh am Flughafen gewesen, sagt Katja Tempel von Hamburg Airport. "Jemanden, der sich schon um 3 Uhr angestellt hat, einen Fluggast vor die Nase zu stellen, der erst viel später kommt, wäre nicht fair und würde sicher zu Konflikten führen."

Die Gewerkschaft Ver.di, die das Sicherheitspersonal zum Streik aufgerufen hatte, sieht die Verantwortung bei den Arbeitgebern. Die Gewerkschaft fordert einen Stundenlohn von 14,50 Euro für die rund 600 Beschäftigten. Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) hat eine Erhöhung um gut 8,0 Prozent auf 12,75 Euro zum 1. März und um weitere 5,9 Prozent auf 13,50 Euro zum Anfang kommenden Jahres geboten. Das hält die Gewerkschaft für nicht akzeptabel.

Ver.di kritisierte zudem, dass am Donnerstag 20 Streikbrecher eingesetzt worden seien. "Statt diesen Streik zu beenden, wird erneut Öl ins Feuer gegossen, indem fremdes Personal eingesetzt wird", sagte Verhandlungsführer Peter Bremme. Im Interesse der Fluggäste habe man im Übrigen den Arbeitskampf am Vortag rechtzeitig angekündigt. Beim BDSW hält man die Forderung der Gewerkschaft für völlig überzogen. Dort kritisiert man auch, dass ein Angebot auf Schlichtung nicht angenommen wurde. Der Vorwurf an die Gewerkschaft: Die Fluggäste würden in "Beugehaft" genommen. Man könne angesichts der Fakten sogar von "Erpressung" sprechen.

Am Nachmittag spitzte sich die Lage erneut zu, nachdem die Arbeitgeber eine Frist der Gewerkschaft verstreichen ließ. Ver.di hatte bis 14 Uhr ein "einigungsfähiges Angebot" gefordert. Als das ausblieb, folgte die Ankündigung: Auch am Freitag wird am Flughafen gestreikt. Mit 19.400 ist die Zahl der Fluggäste, die von Fuhlsbüttel aus starten wollen, zum Beginn des Wochenendes am Freitag besonders hoch. 179 Maschinen sollen planmäßig abheben. Viele Fluggäste dürften am Boden bleiben.