Neuer Terminplan würde anderen Sportarten helfen

Gut zwei Jahre nach Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar gibt es noch immer viele Menschen, die sich mit der Idee von Spielen unter brennender Wüstensonne nicht abfinden mögen. Dass der Weltverband Fifa seine - nicht unerheblich von finanziellen Beweggründen getriebene - Entscheidung rückgängig macht, ist jedoch völlig unrealistisch. Umso wichtiger ist es, dass alle, die sich dem beliebtesten Sport der Welt geschäftlich oder emotional verbunden fühlen, endlich beginnen, sich mit den Folgen dieser WM-Vergabe zu beschäftigen.

Wie weitreichend diese sein könnten, zeigt das Denkmodell eines Hamburger Sportvermarkters, der nicht nur die Verlegung der WM in den Winter fordert, sondern auch anregt, dafür dauerhaft den Terminplan der Fußball-Bundesliga zu reformieren. Sein Vorschlag: Durchspielen von März bis Oktober und die vier freien Wintermonate nutzen, um den vielen anderen Sportarten, die unter der Übermacht des Fußballs leiden, mehr Beachtung zu ermöglichen.

Jeder, der in diesen Tagen in den Stadien der Republik friert, muss sich für eine Abschaffung der Sommerpause erwärmen können. Da jedoch der Großteil der Fußballfans seine Droge vorm Bildschirm konsumiert und das Bezahlfernsehen mit seinem Geld die Clubs finanziert, dürfte deren Interesse an einer viermonatigen Spielpause überschaubar sein. Noch viel schwerer wiegt, dass eine Änderung des Terminplans europaweit erfolgen müsste, um die Chancengleichheit in internationalen Wettbewerben zu erhalten. Dass der Engländer auf seinen Weihnachtsball verzichtet oder der Spanier im Hochsommer aufdribbelt? Ausgeschlossen.

Dennoch sollte die Idee nicht leichtfertig verworfen werden. Insbesondere das Eindämmen der Übermacht des Fußballs zugunsten einer Pluralität im deutschen Sport ist ein elementares Anliegen. Diese Vielfalt ist zunehmend gefährdet, weil Sponsoren und Medien sich zu einseitig auf das Geschäft mit dem Kick konzentrieren. Sollte am Ende der Thron von König Fußball ein wenig wackeln, wäre das das beste Zeichen für das Eigentor, das die Fifa mit der Vergabe der WM an Katar geschossen hat.