Spanische Polizisten nehmen Hamburger Vergewaltiger fest. Die Zielfahnder hatten Frank W. auf dem Pilgerpfad aufgespürt.

Hamburg. Frank W. war ein schwieriger Fall für die Zielfahnder des Hamburger Landeskriminalamts, die Spezialisten für die Suche nach besonders trickreichen abgetauchten Straftätern. Zuletzt hatte sich die Spur des mutmaßlichen Vergewaltigers, der am Mühlenkamp in Winterhude lange die Obdachlosenzeitung "Hinz&Kunzt" verkauft hatte, in Bremen verloren. In einem Gespräch mit dem Abendblatt, nur fünf Tage vor seiner Festnahme, bekannten Zielfahnder freimütig, "keinen Schimmer" zu haben, wo sich der Gesuchte aufhält. Dabei stand der Durchbruch kurz bevor.

Das Konzept der Fahnder, den Druck auf einem konstant hohen Niveau zu halten und auf einen Fehler des Gesuchten zu warten, ist im Fall von Frank W. indes einmal mehr aufgegangen. Offenbar aus Angst, von den Ermittlern geschnappt zu werden, hatte sich der 45-Jährige bereits im Oktober in die Niederlande abgesetzt. Und war von dort einen Monat später nach Spanien geflüchtet.

Bei den Hamburger Zielfahndern herrschte nach mehr als vier Monaten harter Ermittlungsarbeit pure Genugtuung, als die spanischen Behörden am 23. Januar die Festnahme von Frank W. meldeten. Am Mittwoch übernahmen ein Hamburger Zielfahnder und ein Kollege aus dem Fachkommissariat für Sexualdelikte den 45-Jährigen von den spanischen Behörden. Von Madrid ging es mit dem Flugzeug nach Hamburg, dann zur Vernehmung ins Polizeipräsidium. Am Donnerstagmorgen kam Frank W. vor den Haftrichter - und dann direkt ins Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis.

Die Polizei bezeichnet die Festnahme von Frank W. als "großen Fahndungserfolg". Und wieder einmal haben Zielfahnder den spektakulären Fall gelöst. Seit ihrer Einrichtung 1995 führt die Dienststelle jährlich rund zehn Zielfahndungen durch. "Die Erfolgsquote liegt bei nahezu 100 Prozent", sagt Polizeisprecher Holger Vehren. Denn eines wissen die Beamten genau: "Irgendwann kriegen wir sie alle."

So wie den Heidemörder Thomas Holst, den Reemtsma-Entführer Thomas Drach oder den Schwerverbrecher Thomas Wolf. Die Zielfahnder gelten als "Trüffelschweine" der Hamburger Polizei. Sie jagen Schwerverbrecher rund um den Globus. Und sie haben einen langen Atem: Wenn nötig sind sie Verbrechern jahrelang auf den Fersen.

Die Erfahrung machte auch der Millionenbetrüger Oliver H., der mit erschwindeltem Geld 107 Monate unter anderem in der Karibik ein Luxusleben führte. Die Hamburger Ermittler wussten, dass sich der 43-Jährige in den USA aufhielt, konnten aber eine Auslieferung nicht durchsetzen. Trotzdem standen sie ständig mit den US-Behörden in Kontakt. Im Januar 2012 machte der 43-Jährige, der sich in Fort Lauderdale, Florida, eine Existenz aufgebaut hatte, einen fatalen Fehler: Auf der Rückreise von Dubai nach Detroit machte sein Flugzeug einen Zwischenstopp in Amsterdam - hier, im Geltungsgebiet des Schengener Abkommens, das die Auslieferung von Straftätern regelt, legten sie ihm sogleich Handschellen an.

Verfolgen die "Pitbulls", wie sie auch genannt werden, erst einmal eine Spur, lassen sie nicht mehr locker. So schnappten sie auch den Hamburger Lotto-König Peter R., der einen Jungen mehrfach missbraucht hatte und im März 2011 nach Ecuador flüchtete. Die Beamten kamen ihm auf die Schliche, nachdem er Bargeld immer wieder vom selben Geldautomaten in seiner neuen Wahlheimat Guayaquil abgehoben hatte. Hinter Gitter brachten die Zielfahnder auch den Messerstecher vom Schlossmühlendamm, der am helllichten Tag auf der Harburger Kreuzung auf einen Kongolesen eingestochen und ihn lebensgefährlich verletzt hatte. Auf einen Tipp der Hamburger Beamten hin nahmen ihn Polizisten in der belgischen Stadt Wetteren fest. Aktuell läuft der Prozess gegen ihn und seine Komplizen - seine drei Söhne - vor dem Landgericht. "Irgendwann", sagt ein Zielfahnder, "machen die Gesuchten immer einen Fehler."