Kriminelle rufen unter manipulierten Behördennummern an. Auch die Identität der Hamburger Verbraucherzentrale wurde missbraucht

Hamburg. Die Tricks von Betrügern, die bei Verbrauchern Geld abzocken wollen, werden immer dreister. Da werden arglosen Menschen nicht nur hohe Gewinne, die nie ausgezahlt werden, versprochen, wenn sie zuvor eine Versicherungs- oder Transportgebühr bezahlen. Inzwischen verwenden die Kriminellen auch falsche Telefonnummern. Sie kontaktieren den Angerufenen zum Beispiel über eine deutsche Vorwahl, obwohl die Betrüger tatsächlich aus der Türkei oder einem anderen Land anrufen. Selbst die Hamburger Verbraucherzentrale (vzhh) ist betroffen. Ihre Nummer wurde nach eigenen Erkenntnissen der Organisation bundesweit missbraucht, um Menschen zu betrügen. Die Verbraucherschützer haben daraufhin eine Strafanzeige gegen unbekannt gestellt.

"Unter anderem erhielten wir einen Anruf von einem Herrn aus Süddeutschland, der berichtete, dass ein ,Datenamt' im Auftrag der Verbraucherzentrale für eine Datenlöschung sorgen wolle. Man solle dafür 89 Euro zahlen. Auf dem Display des Angerufenen erschien unsere Telefonnummer", sagt vzhh-Chef Günter Hörmann. Eine Dame aus der Nähe von Düsseldorf sei ebenfalls vom "Datenschutz" angerufen worden. Ein Mann sagte ihr, er müsse ihre Kontonummer vergleichen. "Woher haben Sie denn meine Daten", fragte ihn daraufhin die Frau. "Die haben wir beim Datenschutz gespeichert", entgegnete der Mann, der ihr dann ihre vermeintliche Kontonummer zur Kontrolle vorgelesen habe. Die sei aber falsch gewesen. Die Frau hat gut reagiert. Ohne dem Datendieb die richtige Nummer zu nennen, legte sie auf.

Nicht nur in Hamburg haben Verbraucherzentralen Probleme mit den gefälschten Telefonnummern. Auch in Bayern und anderen Bundesländern sind Telefonganoven am Werk. Neben Nummern der Verbraucherschützer wurden auch die von anderen Institutionen benutzt. Darunter befinden sich Staatsanwaltschaften, Gerichte, die Polizei und sogar die Bundesnetzagentur als Kontrollbehörde der Telekombranche. Die Bonner Behördennummer diente als Vorwand, um Verbraucher besonders dreist abzuzocken. "Unter anderem behaupten die Anrufer, dass die Betroffenen bereits kostenpflichtige Gewinnspielverträge abgeschlossen hätten und eine Pfändungsklage oder ein Vollstreckungsbescheid gegen sie vorliegen würde", erklärt Reneé Henn, Sprecher der Bundesnetzagentur, einen Trick der Betrüger. Sein Rat: sich nicht durch die Anrufe einschüchtern lassen, sondern die Vorfälle bei der Netzagentur melden. Doch selbst die Behörden kommen meist nicht an die Drahtzieher heran, die es vor allem auf ältere Menschen abgesehen haben. "Wenn es sich um strafrechtlich relevante Dinge handelt, geben wir die Vorfälle an die Staatsanwaltschaft weiter", sagt Henn.

Die Betrüger haben offenbar ein leichtes Spiel. Das Verfahren, einem Telefonanschluss eine falsche Nummer aufzusetzen, ist zwar in Deutschland verboten, aber in vielen anderen Ländern nicht. Das nutzen die Abzocker aus. Inzwischen gibt es bereits IT-Programme, die es ermöglichen, dass bei einem Anruf eine andere statt der eigenen Telefonnummer auf dem Display erscheint. In Hamburg spionierten die Gauner sogar die Durchwahlnummern von Mitarbeitern der Verbraucherzentrale aus. "Einmal hat sich sogar eine Frau bei Verbrauchern mit meiner Nummer als mich selbst ausgegeben", sagt Julia Rehberg, die bei der Verbraucherzentrale Opfer solch dubioser Attacken berät. Die Dame wollte Geld abzocken. Die Zahl der Betrugsfälle nehme zu. "Die Methoden werden immer vielschichtiger. Mal melden sich die Betrüger als Mitarbeiter der Polizei, der Staatsanwaltschaft oder eben anderer Organisationen, die es gar nicht gibt", sagt Rehberg, die auch immer mehr Beschwerden über Abzockmethoden erhält. "Am besten ist, man legt bei einem solchen Anruf sofort auf."

An diesen Rat hat sich die Hamburgerin Charlott Friedrichsen gehalten. Sie ist bereits gut 100-mal von dubiosen Anrufern belästigt worden, die ihr unter anderem nach Bezahlung einer Gebühr einen Gewinn zustellen oder die ihr Abonnements oder Telefonverträge andrehen wollten, die sie nicht braucht. Bislang fiel die Frau allerdings nicht auf die Tricks herein. Die schlimmsten Vorfälle und die dazugehörenden Telefonnummern hat sie stattdessen auf einer Liste notiert.

In Hamburg kursiert mittlerweile offenbar ein neuartiger Betrugsversuch. "Mich rief ein Mann mit Frankfurter Telefonnummer an und sagte, er sei von der Polizei und Mitglied einer Taskforce, die für Verbraucher das Geld zurückholen will, das sie durch betrügerische Gewinnspiele und ähnliche Machenschaften verloren haben." Die Hamburgerin glaubte dem Mann nicht. "Ich habe ihm gesagt, ich hätte kein Geld verloren. Daraufhin hat er mich bedroht." Charlott Friedrichsen legte auf. "Vermutlich hätte der Anrufer im Verlauf des Gesprächs eine Gebühr für seine Dienste verlangt", sagt Rehberg. Auch bei der Polizei in Frankfurt ist keine solche Taskforce bekannt.