Ein Kommentar von Tino Lange

Liest man die vielen Vor- und Nachberichte zur Eröffnungsparty im neuen Mojo Club, scheint St. Pauli ja popkulturell brachzuliegen. Als gäbe es nicht Golem und Hafenklang, Molotow und Ego, Golden Pudel Club und Prinzenbar, Moondoo und Neidklub, Knust und Uebel & Gefährlich und all die anderen. Sie, die seit Jahren Programme bieten, die mehr sind als der vielerorts kiezübliche, halb gare Hit-Aufguss zum Ansetzen der selbst gemachten Fuselmische ("Schwip-Schwap-Sambuca, Digga, knallt voll rein") aus dem Discounter.

Große Clubs wie Docks, Gruenspan und Große Freiheit 36, Punk-Kellerlöcher wie der Gunclub, charmante Mikroclubs wie Komet oder 20 Flight Rock sind Wellenbrecher gegen Schnapsschwemmen und Fischbrater- oder Bäcker-Filialen, die sich dort einnisten, wo eben noch ein Dildo-Fachhändler oder ein Café Keese war.

Der Mojo Club und seine Macher mit exzellenten Kontakten und Kompetenzen wollen diese Szene ergänzen und verstärken, aber nicht überstrahlen. Sie werden weder das Rad der Gentrifizierung zurückdrehen noch Hamburg zum neuen New York oder London oder zumindest Berlin hochjazzen. Machen wir uns nichts vor. Aber sie werden helfen, dass in Hamburg nicht nur Türme tanzen, sondern auch der Untergrund. Clubsterben oder Nachtleben? Die Mojo-Rückkehr beweist: Nachts geht noch was.