Bewohner in den Elbvororten Rissen und Wedel befürchten zusätzliche Verkehrsbelastungen durch den geplanten Gewerbepark.

Rissen. Pendlerströme, die über die Bundesstraße oder auch kleinere Nebenstraßen nach Hamburg rollen. Ein neues Kraftwerk oder auch der immerhin auf 18 Hektar geplante Gewerbepark unmittelbar an der Landesgrenze. Es knirscht derzeit zwischen Rissen in Hamburg und Wedel in Schleswig-Holstein. Im gediegenen Westen der Hansestadt formiert sich sogar deutlicher Widerstand gegen die wachstumsorientierte Nachbarkommune. Gleich mehrfach beschäftigt sich in diesen Tagen auch die Altonaer Bezirkspolitik mit den strittigen Punkten.

So stehen am kommenden Montag (4. Februar) sowohl eine Verkehrsuntersuchung zum Business Park Elbufer als auch der Dauerstreit um den Durchgangsverkehr im Sandmoorweg auf der Tagesordnung des Verkehrsausschusses, der gemeinsam mit dem Planungsausschuss Wedel tagt. Die Anwohner im Bereich des geplanten Gewerbeparks fürchten zusätzliche Verkehrsbelastungen. Auf dem Areal direkt am Elbufer, auf dem einst Deutschlands erste Raffinerie stand, sollen schon bald zwischen 6000 und 8000 Menschen arbeiten. Platz wäre dort für immerhin 30 Gebäude, geplant sind vier- bis fünfgeschossige Bauten, die in einer Art Parkanlage liegen werden. Büros, aber auch Produktionshallen und Gewerbeflächen plant Hamburgs Nachbarstadt dort. Direkt am Ufer der Elbe soll zudem ein Hotel gebaut werden, zu dem ein zehn Meter hoher Turm gehören wird. Gewerbe als Nachbar - das entsetzt aber die Bewohner in den Elbvororten: "Rechnet man den Lieferverkehr dazu, kommt man auf 10 000 Fahrten zusätzlich zum bestehenden Verkehr", sagt Anwohnerin Hanne Harder. Seit Monaten machen sie und andere gegen das Millionenprojekt auf der Wedeler Seite mobil. Dabei kritisieren die Rissener auch die möglichen Auswirkungen für das Naherholungsgebiet Wittenbergener Heide und die Veränderungen der Landschaftslinie des Elbufers.

Auch die Debatte um eine Sperrung des Straßenzugs Sandmoorweg/Wespenstieg birgt erheblichen Sprengstoff. Schon seit Jahren beklagen die Anwohner, die sich inzwischen in der Bürgerinitiative Klövensteen zusammengeschlossen haben, dass viele Pendler aus dem Kreis Pinneberg die Wohnstraße als Schleichweg auf ihrem Weg in die Innenstadt nutzen. Nachdem der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Altona im Sommer die Entwidmung des Wespenstiegs beschlossen hatte, hat die für die Querung der Landesgrenze zuständige Wirtschaftsbehörde den Beschluss jetzt gekippt. Begründung: "Der Straßenzug ist im Vergleich mit vielen anderen Hamburger Straßen als sehr gering belastet anzusehen." Zum Ärger der Anwohner, die auf aktuelle Verkehrszählungen mit erheblich mehr Autos verweisen. In einer Petition an Bürgermeister Olaf Scholz fordern sie nun, dass dieser die Wirtschaftsbehörde anweist, sich aus der bezirklichen Angelegenheit herauszuhalten.

Das langwierige Prozedere macht deutlich, wie kompliziert die Lage an der Landesgrenze ist. Das gilt im Besonderen für das Genehmigungsverfahren für das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, das die Stadt Hamburg und Vattenfall bis 2016/17 in Wedel errichten wollen - weil, so Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD), das fast 100 Millionen Euro spart. Am vergangenen Montag hatte der Altonaer Umweltausschuss zur Informationsveranstaltung geladen. Knapp 300 Interessierte kamen - aus Rissen und Wedel. Denn bei dem Projekt ist der Widerstand grenzüberschreitend. Hauptkritikpunkt: fehlende Transparenz bei der Entscheidungsfindung.

Insgesamt ist der Einfluss auf die Planungen im Nachbarland für Hamburg nur gering, sagt Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos). Zwar gebe es Informationsveranstaltungen jetzt auch in Altona, doch eine direkte Bürgerbeteiligung wie für Hamburger Planungen dürfte ausgeschlossen sein. "Man kann die Bezirksverwaltung auffordern, einen Brief mit Bedenken zu schreiben, viel mehr aber nicht", so der Verwaltungschef. Man könne sich daher in Altona über die Planung gleich hinter der Landesgrenze ärgern, verhindern könne man sie nicht.

Allenfalls auf dem Klageweg.