Der Verein Zukunft Elbinsel geht jetzt auf Konfrontationskurs zu dem 140 Millionen Euro teuren Straßenbauprojekt im Stadtteil Wilhelmsburg.

Hamburg. Nach den Aussagen von Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) in der Hamburger Bürgerschaft, er wolle an den bisherigen Plänen zur Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße (B4/75) nichts ändern, glaubt der Verein Zukunft Elbinsel offenbar nicht mehr an eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung - und geht auf Konfrontationskurs zu dem 140 Millionen Euro teuren Straßenbauprojekt. In einer eilig einberufenen Sonderinformationsveranstaltung der Bürgerinitiative hat Vorstandsmitglied Manuel Humburg jetzt eine radikale Kehrtwende vorgeschlagen: Die Stadt solle auf die geplante Verlegung der Reichsstraße verzichten und stattdessen die bestehende Trasse weiterentwickeln.

Der Vorschlag sieht vor, die Interimslösung für die alte Reichsstraße während der Internationalen Gartenschau (igs) in diesem Jahr dauerhaft festzuschreiben. Die Straße soll "entschleunigt" und die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 50 gesenkt werden. Der Verein will sogenannten Flüsterasphalt auf der kompletten, etwa sechs Kilometer langen Strecke. Lkw sollen, wie bereits für die Zeit während der Gartenschau angeordnet, umgeleitet werden.

Was für die erwarteten 2,5 Millionen Besucher der Gartenschau als erträglich gelte, argumentiert Manuel Humburg, könne ja nicht schlecht sein und tauge zur Dauerlösung. Der Vorschlag sei seiner Meinung nach kurzfristig machbar, realistisch und günstig.

Die Entschleunigung der alten Reichsstraße sei nur konsequent und liege im Trend zu vergleichbar großen Straßen im übrigen Hamburg.

Verkehrssenator Frank Horch hatte in der Bürgerschaft erklärt, an dem 28 Meter breiten Neubau und Tempo 80 festhalten zu wollen. Mitglieder des Vereins Zukunft Elbinsel zeigten sich deshalb enttäuscht und wütend. Die Bürgerinitiative würde eine verlegte Reichsstraße akzeptieren. Vorausgesetzt: Die Trasse fällt nur halb so breit aus, und das Höchsttempo wird auf 60 beschränkt. Der Wiener Verkehrsplaner Hermann Knoflacher hat in einem Gutachten die Machbarkeit bestätigt. Nach den Äußerungen von Frank Horch geht der Verein Zukunft Elbinsel aber davon aus, dass die Verkehrsbehörde gar nichts aus dem 30.000 Euro teuren Gutachten umsetzen werde. Der Verein Zukunft Elbinsel hat das Vertrauen in die Bürgerbeteiligung des Senats verloren. Es sei Zeit für einen kleinen Aufstand, sagt Dirk Holm.