Tschechiens Wahl zeigt, was uns droht: PR siegt über Inhalt

Die Tschechen haben ihn hinter sich, diesen fürchterlich polemischen Wahlkampf um das Amt des Präsidenten. Und junge Tschechen machen sich auf Facebook schon lustig darüber. Die gute Nachricht, sagen sie: endlich Schluss mit Schmutzkampagnen, mit elitärer Arroganz, mit Medien, die Propaganda verbreiten! Die schlechte Nachricht: Milos Zeman hat die Wahl gewonnen. Leider genau mit eben diesen Methoden.

Der Gegenkandidat, der konservative Adelige Karel Schwarzenberg, war bei vielen Tschechen beliebt. Gar nicht so sehr wegen seiner Inhalte, vor allem wegen seines Stils: staatsmännisch, moderierend und trotz seines Wertkonservatismus offen gegenüber grünen Ideen. Doch sein zurückhaltender Stil hat in Tschechiens Politik schon seit Jahren verloren. Skandalisierung, durch Politiker, aber auch Medien, gehörten auch zu früheren Wahlkämpfen. Schwarzenbergs Stimme der Vernunft ging in Zemans Geplärre unter. Aggressive Polit-PR siegte vor allem über eines: Inhalt. Polemik ersetzt schleichend das Streiten über komplizierte Reformen. Reduzierung auf Emotionen und Gesichter nimmt in der Politik stark zu - weil es Erfolg hat, zumindest in Wahlkämpfen. Das hat der Fall Zeman gezeigt.

Auch in Deutschland fokussiert sich die Darstellung und Selbstdarstellung der Politik mehr und mehr auf Emotionen und Gesichter. Keine Frage: Politik zwischen Globalisierung, einem geeinten Europa und dem gleichzeitig rasanten Wandel der Umwelt verlangt Vereinfachung. Wahlkampf lebt von Abgrenzung. Und Menschen brauchen das Gefühl, ein anderer Mensch steht mit seiner Person, mit seinem Gesicht ein für die Politik, die er macht. Doch Angst vor Komplexität darf nicht zu einer Flucht in hässliche Methoden führen. Und oft sind es die immer gleichen Gesichter, die das hässliche Spiel spielen. Zeman macht seit Jahrzehnten Politik. Junge Leute wenden sich ab. Politik gestalten sie lieber abseits der Parlamente, im Internet, in der Musik. Sie machen sich lustig über "die da oben". Doch wer sich wegdreht, ändert nichts, sondern schadet am Ende nur sich selbst.