Überschuldeter Anbieter von Umschulungen muss aber schrumpfen und Immobilien verkaufen. Kapazität von 1200 Schülern soll auf 640 sinken.

Farmsen. Das Berufsförderungswerk in Farmsen-Berne kann die drohende Zahlungsunfähigkeit abwenden. Der Sozialplan und Interessenausgleich seien ausverhandelt und unterschriftsreif, der Verkauf der Immobilien am Berner Heerweg und an der August-Krogmann-Straße werde Ende Januar unter Dach und Fach sein, sagte der BFW-Geschäftsführer Jens Mohr. Das BFW will von 290 auf 138 Vollzeitstellen schrumpfen. Die Kapazität von derzeit 1200 Umschülern auf 640 im Jahr 2014 zurückgehen.

"Wir sind mit den Immobilienverkäufen etwas in Verzug, aber das wird unser Gesamtkonzept nicht gefährden", sagte Mohr. Die Stadt als alleinige Gesellschafterin des BFW hatte im August 4,5 Millionen Euro Überbrückungskredit gewährt, die nach damaligen Berechnungen Mitte Januar aufgebraucht gewesen wären. In der Zwischenzeit sollten die Immobilienverkäufe die Liquidität bringen, mit der allein der Sozialplan und die Umstrukturierung finanziert werden können. Jetzt aber reicht das Geld laut Mohr bis Mitte/Ende Februar, sodass der Verzug beim Verkauf keine Gefahr darstelle.

Derzeit bieten vier Wohnungsbauunternehmen, darunter die Saga GWG, auf das 32.000 Quadratmeter große Gelände an der August-Krogmann-Straße. Auch die Verhandlungen für die beiden Appartementhäuser am Berner Heerweg 183a (1800 Quadratmeter Wohnfläche) und 185 (1200 Quadratmeter Wohnfläche) stehen kurz vor dem Abschluss. Hier konkurrieren soziale Träger und Privatinvestoren, die die Appartements für Auszubildende oder Studenten nutzen wollen oder an Handwerker auf Montage vermieten möchten. Zahlen und Namen wollte Mohr nicht nennen. Aber: "Wir werden voraussichtlich die Preise erzielen, die wir im Vorwege für realistisch und marktgerecht hielten", sagte Mohr. Er wies damit Spekulationen zurück, nach denen die Gebote deutlich unter dem Verkehrswert der Immobilien liegen sollen. Ohne die Verkäufe kann der Sozialplan nicht in Kraft treten.

Der Wert der 32.000 Quadratmeter an der August-Krogmann-Straße, etwa der Hälfte des derzeitigem BFW-Geländes, hängt von der Bebaubarkeit des Geländes ab. Im Bezirksamt Wandsbek war deshalb seit Längerem verhandelt worden. Das Ergebnis: Es werden etwa 22 bis 28.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche gebaut werden dürfen. Einen Bebauungsplan soll es nicht geben. Um Zeit zu sparen, werde nach Paragraf 34 Baugesetzbuch genehmigt werden, der unbürokratisch eine eher grobe Orientierung an den Bauten der Umgebung vorschreibt. Das lässt allen Spielraum, denn im fraglichen Umfeld stehen zweigeschossige Reihenhäuser, aber auch das 13-geschossige Appartementhaus des BFW.

Damit schnell Geld fließen kann, wird der Käufer einen Teil der Summe sofort zahlen, einen zweiten nach Erteilung der Baugenehmigungen. Letzteres stellt sicher, dass nicht unter oder über Wert verkauft wird. Im März sollen den Mitarbeitern erste Angebote für Auflösungsverträge unterbreitet werden. In einer Qualifizierungsgesellschaft sollen ausscheidende Mitarbeiter maximal für die Dauer der doppelten Kündigungsfrist beschäftigt werden, das ist im für den Mitarbeiter günstigsten Fall ein Jahr. Über die Kosten des Sozialplans schwieg Mohr sich aus.

Der Betriebsratsvorsitzende Gerd Labusch sprach von einem "unter den gegebenen Umständen guten Ergebnis", wurde aber auch nicht konkreter. Die Zahl der Betroffenen liegt deutlich höher, als es die 152 wegfallenden Vollzeitstellen vermuten lässt. Es gibt zahlreiche Teilzeitbeschäftigte.

Mit insgesamt elf Gläubigern soll ein Schuldenschnitt mit Nachbesserungsschein erreicht werden. Sie verzichten zunächst auf rund sieben Millionen Euro. Es gibt vereinzelt schon mündliche Zusagen, in vielen Fällen müssen allerdings noch Gremien der Gläubiger zustimmen. Die ursprünglich angepeilten elf Millionen ließen sich nicht erreichen. Wenn es dem Berufsförderungswerk wieder besser geht, muss es diese Schulden aber wieder bedienen und tilgen. Die Gesamtverbindlichkeiten des BFW liegen bei gut 25 Millionen Euro.

Das neue Konzept sieht vor, nur noch Umschüler mit größeren Handicaps zu nehmen. Das Berufsförderungswerk muss aufgrund gesetzlicher Bestimmungen und im Unterschied zu privaten Anbietern von Umschulungen eine ärztliche, psychologische und soziale Betreuung vorhalten. Das macht die Ausbildung zwar teuer, schafft aber gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal für Leute, die ohne diese angebotenen Zusatzleistungen gar nicht erst antreten könnten.