Fast 41 Prozent der Führerschein-Kandidaten fallen in Hamburg durch die praktische Prüfung. In Hessen scheitern nur halb so viele.

Hamburg. 40,72 Prozent aller Fahrschüler fallen in Hamburg durch die praktische Prüfung. Damit belegt die Hansestadt in der Bundesstatistik, die der Auto Club Europa (ACE) am Dienstag zum Auftakt des Verkehrsgerichtstages in Goslar veröffentlicht hat, mit dem höchsten Wert in dieser Kategorie den unrühmlichen letzten Platz. In Hessen fallen gerade einmal 20,36 Prozent der Fahrschüler durch die Fahrprüfung - halb so viele wie in Hamburg. Im Schnitt liegt die Durchfallquote bei etwa 28 Prozent. Der ACE macht dafür eine mangelhafte Vorbereitung in den Fahrschulen verantwortlich. In der Addition der Durchfallquoten bei Theorie und Praxis liegt Hamburg mit 35,7 Prozent auf dem viertletzten Rang. Nur in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Scheiternden noch höher.

In seiner Studie beruft sich der ACE auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Demnach sind im Jahr 2011 bundesweit knapp 28 Prozent der Fahrschüler mindestens einmal entweder durch die theoretische oder die praktische Führerscheinprüfung gefallen. Die Theorie erwies sich dabei als höhere Hürde. An den Aufgaben scheiterten 29,25 Prozent der Kandidaten. In der Praxis sah es mit einer Durchfallquote von 26,19 Prozent nur geringfügig besser aus. Eine Aufschlüsselung darüber, ob die Führerscheinbewerber wegen bestimmter Fehler besonders häufig scheitern, enthält die Studie nicht. Die hohe Durchfallquote lasse den Verdacht aufkommen, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner, dass es einen Zusammenhang mit der schlechten Ertragslage gibt, unter der viele Fahrschulen leiden. "Sie spekulieren auf eine hohe Durchfallquote, um anschließend zusätzliche Fahrstunden abrechnen zu können."

Dem widerspricht Sabine Darjus, die Vorsitzende des Hamburger Fahrlehrerverbandes, vehement: "Gerade in Hamburg haben wir keinen Mangel an Fahrschülern. Das mag in Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern gelten, in Hamburg aber ganz sicher nicht." Für das gleichbleibend hohe Niveau von Prüfungswiederholern macht Darjus unter anderem die schwierige Verkehrslage in Hamburg verantwortlich: "Markierungen fehlen vielerorts und werden nicht erneuert, Schilder sind teilweise nicht mehr lesbar. Für routinierte Autofahrer ist das kein so großes Problem, doch in der angespannten Situation einer Fahrprüfung kann ein solcher Umstand schon zu Minuspunkten führen." Und bei mehreren kleinen Fehlern habe man dann eben nicht bestanden, so Darjus.

Ein weiterer Grund für die hohen Durchfallquoten ist laut Darjus die Belastung der Jugendlichen. Mit der Reduzierung der Schulzeit auf zwölf Jahre fällt das Abitur zeitlich bei vielen Fahrschülern mit der Fahrprüfung zusammen. Da bleibe oft keine Zeit zum Lernen der Prüfungsinhalte, so Darjus. Ein weiterer Grund: Billig-Fahrschulen, die Unterricht und Fahrstunden zum Dumpingpreis anböten. "Darauf fallen leider immer wieder Führerscheinkandidaten herein", so Darjus.

Am Ende komme sie der Führerschein teurer zu stehen als in einer arrivierten Fahrschule. Tipp der Verbandschefin: "Folgen Sie Empfehlungen von Freunden, die ihren Führerschein bereits gemacht haben."