Sanierung des Schiffsfonds Santa-B gescheitert. 7000 Anlegern droht Verlust ihres eingezahlten Kapitals. Charterraten decken Kosten nicht.

Hamburg. Die Rettungsbemühungen für 14 Containerfrachter aus der Flotte des Hamburger Reeders Claus-Peter Offen sind gescheitert. Dadurch werden jetzt mehrere Tausend Anleger ihr Geld verlieren, das sie zuvor in die Schiffe des Fonds Santa-B-Schiffe investiert haben. Auf Druck der HSH Nordbank, der Commerzbank und eines norwegischen Instituts, die den Kauf mitfinanziert hatten, sollen die Schiffe mit 1800 beziehungsweise 2800 Stellplätzen für Standardcontainer (TEU) verkauft werden. Denn mit den aktuellen Charterraten von rund 6000 Dollar pro Tag lassen sich weder die Kredite tilgen, noch die Zinsen zahlen oder gar die Kosten für den Betrieb auf See begleichen.

Hintergrund für die schwierige Situation - nicht nur bei den Santa-B-Schiffen - ist die Branchenkrise. Durch Überkapazitäten bei der Frachttonnage sind die Charterraten in den Keller gerutscht. Charterraten sind dabei die Mieten, die Linienreedereien für Schiffe von Reedern wie Offen zahlen, um ihre Flotten auszubauen. Allein knapp 300 Containerfrachter, rund fünf Prozent der Weltflotte, sind derzeit ohne Beschäftigung. Besonders betroffen sind dabei Schiffe mit weniger als 5000 Stellplätzen wie die Santa-B-Frachter.

Bis heute sind nach einer Studie des Analyseunternehmens Deutsche Fondsresearch 113 Schiffe in die Insolvenz gegangen. 266 Fonds sind in der Sanierung, 84 Schiffe wurden verkauft. "Dabei haben die Sanierungsfälle zugenommen, und das Ende ist noch nicht abzusehen", sagte Fondsreserach-Geschäftsführer Nils Lorentzen. Nach Schätzungen des Verbandes Deutscher Reeder sowie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC stehen 400 bis 500 Schiffe auf der Kippe, einige Anleger-Anwälte sprechen sogar von bis zu 1000 - das wäre ein Viertel der deutschen Handelsflotte. Je länger die Krise dauert, desto mehr Schiffe geben auf. Eine befristete Überbrückungshilfe vom Bund, wie sie die Reeder fordern, ist aber bislang nicht in Sicht.

Bei den Santa-B-Schiffen haben die drei Banken die rund 7000 Anleger nun aufgefordert, dem Verkauf der Schiffe zuzustimmen. Dafür würden sie im Gegenzug auf eine Rückzahlung der 2008 einmalig aus den Fonds geflossenen Ausschüttung verzichten. "Eine Entscheidung über den Verkauf wird aber erst in etwa vier Wochen fallen", sagte Reeder Claus-Peter Offen dem Abendblatt. So lange bleibt den betroffenen Investoren Zeit, sich zu entscheiden.

Klar scheint jedoch, dass die meisten Anleger, die sich mit 20.000 bis 30.000 Euro an den Containerfrachtern beteiligt hatten, zumindest den größten Teil ihres Kapitals verlieren werden. Insgesamt waren von den Investoren 2006 und 2007 rund 177 Millionen Euro bereitgestellt worden. Dazu beteiligte sich auch Offen mit 20 Millionen Euro. "Diese sind nun verloren. Wir haben sie im vergangenen Jahr bereits komplett abgeschrieben", sagte Offen. Die Reederei, die derzeit 118 Schiffe einsetzt, bleibe aber dennoch in den schwarzen Zahlen.

Insgesamt rechnet Offen jedoch kaum mit einer Erholung der Containerschifffahrt in diesem Jahr. "Für die Santa-B-Schiffe bräuchten wir allein 18.000 Dollar pro Tag, um zumindest alle Kosten zu decken", so der Reeder. Das entspricht dem Dreifachen der jetzigen Einnahmen. Die Situation sei derzeit aber eher noch negativer als im vergangenen Jahr, so Offen.

Selbst bei einem Verkauf der Schiffe dürften auch die drei Banken nicht einmal ihr eingesetztes Kapital zurückerhalten. Bei ihnen stehen immer noch mehr als 300 Millionen Euro an Krediten in den Büchern, die sie für den Kauf der Frachter bereitgestellt hatten.

Trotz der absehbaren Verluste waren aber auch die Anleger zuletzt an einer Rettung des Fonds kaum mehr interessiert. Denn nur knapp 2500 von ihnen waren im Herbst bereit, noch einmal frisches Kapital nachzuschießen. Insgesamt kamen schließlich nur 6,6 Millionen Euro zusammen, von denen allein Offen 2,4 Millionen Euro übernehmen wollte. Doch für eine Sanierung wären insgesamt 23,7 Millionen Euro notwendig gewesen. "Die Anleger waren letztlich nicht mehr überzeugt, dass die Schiffe kurzfristig wieder in die Gewinnzone kommen würden", sagte der Hamburger Anwalt Peter Hahn, der derzeit rund 100 der Anleger vertritt. Für die Betroffenen bleibe letztlich nur die Möglichkeit zu prüfen, ob sie beim Einstieg in den Schiffsfonds falsch beraten worden seien. "Wir haben bei unseren Klienten schon einige Ansprüche außergerichtlich durchgesetzt und dabei zumindest einen Großteil des Geldes zurückholen können."