Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Rechnung klingt einfach: Josep "Pep" Guardiola, der (vielleicht) beste Trainer der Welt, trainiert mit dem FC Bayern München eine der besten Mannschaften der Welt. Das sollte in Meisterschaft und Champions League wohl dauerhaften Erfolg garantieren. Man könnte diese Gleichung auch anders aufmachen: Ein Trainer, der kein Deutsch spricht, der sein bisheriges Berufsleben fast ausschließlich im Mikrokosmos des FC Barcelona verbrachte, von diesem Verein geprägt wurde und diesen anschließend selbst prägte, Spieler wie Lionel Messi, Xavi oder Andres Iniesta zu Weltstars machte, soll ein ihm fremdes, zusammengekauftes Starensemble in neue Fußballsphären führen. An diesem Anspruch sind in München letztlich schon der Italiener Giovanni Trapattoni und der Niederländer Louis van Gaal gescheitert.

Beide Seiten werden sich des Risikos ihrer Zusammenarbeit bewusst sein. Die Bayern könnten sich endgültig als Arbeitgeber für ausländische Spitzentrainer disqualifizieren, Guardiola wiederum droht aus diesem Engagement mit dem Stigma zu gehen, er könne nur Barcelona. Wer aber wie die Bayern mit aller Macht und allen Mitteln wieder auf Europas höchsten Fußballthron will, der kommt an einem Fachmann und Gentleman wie Guardiola nicht vorbei.

Ein Ritterschlag für die Bundesliga ist diese Verpflichtung allemal. Dass einer wie Guardiola, zweimal zum Welttrainer des Jahres gewählt, die hiesige Spielklasse als Bewährungsfeld für seine persönliche und berufliche Weiterentwicklung wählt, zeigt das Renommee, das der deutsche Fußball nach Jahren der Missachtung international wieder genießt.