Ein Komnmentar von Matthias Gretzschel

Wer Kitsch definiert, macht sich keine Freunde. Denn was die einen lieben, halten andere für geschmacklos. Kitsch ist ein schweres Verdikt und außerdem eine deutsche Prägung, die andere Sprachen als Fremdwort übernommen haben. Die Grenzen sind fließend, und sie wandeln sich, denn Geschmack ist eine gesellschaftliche Übereinkunft, die sich verändert. Das lässt sich zurzeit in der Ausstellung "Als Kitsch noch Kunst war" im Museum für Kunst und Gewerbe gut nachvollziehen.

Trotzdem gibt es Kriterien, die helfen können: Wenn sich bei einem Werk Form und Inhalt beim besten Willen nicht in Einklang bringen lassen, liegt der Kitschverdacht zumindest nahe. Das gilt auch bei Darstellungen, die wir als süßlich, als gefällig oder banal empfinden. Doch eindeutig ist auch das nicht, denn die Kunst kann sich durchaus die Freiheit nehmen, mit einer Ästhetik zu spielen, die jenseits der Grenzen des "guten Geschmacks" liegen. Der amerikanische Künstler Jeff Koons ist ein gutes Beispiel dafür. Kein Wunder, dass sich die Geister an seiner Kunst scheiden.

Aber zumindest eines hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert: Was früher absolut verpönt war, darf man heute mögen, ohne sich dafür schämen zu müssen. Wer kitschige Dinge liebt, darf sich dazu schmunzelnd bekennen, ohne gleich das Gesicht zu verlieren. Auch Kitsch gegenüber ist unsere Gesellschaft toleranter geworden. Und manchmal macht es auch wirklich Spaß, so richtig kitschige Kunst zu betrachten. Wer das nicht glaubt, sollte in den nächsten Tagen mal das Museum für Kunst und Gewerbe besuchen.