Die Lärmbeschwerden über Instandhaltungsarbeiten im Traditionsschiffhafen häufen sich. Stiftung sieht Standort in Gefahr.

HafenCity. Drei Hammerschläge auf der "J.R. Tolkien" genügten, und bei Joachim Kaiser, Geschäftsführer bei der Stiftung Hamburg Maritim, klingelte das Telefon. Ein Anwohner beschwerte sich über den Lärm, den die Seeleute auf dem Segelschoner im Traditionsschiffhafen in der HafenCity verursachten. Es knirscht zwischen den Eignern, die ihre Schiffe dort liegen haben, und einigen HafenCity-Bewohnern. Denen sind die Arbeiten auf den alten Schiffen im Hafen zu laut. "Die Beschwerden könnten für uns zu einem negativen Standortfaktor werden", sagt Joachim Kaiser, der die Zukunft des Traditionsschiffhafens in Gefahr sieht, wenn sich die nörgelnden Nachbarn durchsetzen.

Einen ganzen Ordner mit Anwohnerbeschwerden hat Kaiser in seinem Büro im 50er Schuppen an der Australiastraße auf dem Kleinen Grasbrook stehen. Meist ist es derselbe Anwohner, der sich beklagt. Es sind Geräusche, die entstehen, wenn historische Schiffe instand gehalten werden müssen. "Die Schiffseigner verhalten sich tadellos, aber wir haben hier einen Elitezoo wohnen", sagt einer von 15 ehrenamtlichen Hafenmeistern. Das hier sei eben nicht Planten un Blomen. Um die Arbeiten auf der "J.R. Tolkien" fortführen zu können, brachte Reeder Jaap van der Rest sein Schiff nach Harburg.

Thomas Wiesenthal, der auf der 107 Jahre alten "Anna Johanna" arbeitet, kann seinen Frachtsegler nicht wegen jeder kleinen Reparatur in die Werft bringen. Damit sein Schiff erhalten bleibt, muss er hin und wieder an der "Anna Johanna" hämmern und den Schwingschleifer anschmeißen. Er ahnt dann meist schon, dass es wieder Ärger mit Anwohnern gibt, doch die Arbeit muss gemacht werden. Für ihn sind das Querulanten. "Manche finden das auch nicht witzig, wenn ich das Schiff heize und den Holzofen benutze und dabei Rauch aufsteigt", sagt er. Doch das sei Hafengebiet. "Hafentypische Geräusche müssen akzeptiert werden."

Laut Henrike Thomsen von der HafenCity GmbH sind Instandhaltungsarbeiten im Traditionsschiffhafen erlaubt wie bei einem Wohnhaus auch. Für größere Reparaturen müssten die Schiffe auf die Werft gebracht werden. Bei der Entwicklung der HafenCity wurde das frühere Hafengebiet in ein reines Wohngebiet umgewandelt. "Das ist für uns, die historische Schiffe betreiben, eine missliche Situation", sagt Joachim Kaiser. In ihren Verträgen mit der HafenCity GmbH würden Haus- und Wohnungseigentümer darauf hingewiesen, dass in der HafenCity hafentypische Geräusche und Gerüche geduldet werden müssen. "Aber was ist typisch und wie weit kann man es treiben?", fragt sich Kaiser, der bei Auseinandersetzungen mit Anwohnern lieber zurücksteckt. "Wir wollen keinen Ärger." Als es Beschwerden über den Rauch von Dampfschiffen gab, lenkte die Stiftung Hamburg Maritim sofort ein. Meistens herrschten in der HafenCity westliche Winde, sodass der Qualm ins Wohngebiet und in Richtung Katharinenschule zog. Das Dampfschiff "Schaarhörn" darf deshalb nur im Winter im Traditionsschiffhafen liegen, wenn sie nicht für Fahrten mit Kohle angeheizt werden muss.