Zeitschlösser an Kassen, Farbbomben in Geldbündeln, versteckte Videokameras - was Räuber in Hamburg abschreckt

Hamburg. Das Jahr 2012 hat Hamburger Kriminalgeschichte geschrieben. Erstmals gab es innerhalb eines Jahres keinen einzigen Banküberfall mehr. Noch in den 90er-Jahren verzeichnete die Hansestadt in der Spitze fast einmal pro Woche einen Raub in einer Bank- oder Sparkassenfiliale.

Das Verschwinden dieses Delikts hat mehrere Gründe. Die Sicherungsmaßnahmen in den Banken werden immer besser, die Beute fällt immer geringer aus. Viel von dem Geld haben Täter meist ohnehin nicht. Das Raubdezernat des Landeskriminalamts verbuchte in den vergangenen Jahren eine durchschnittliche Aufklärungsquote von über 90 Prozent.

Mit 46 Banküberfällen wurde 1993 in Hamburg der Höchststand in einem ohnehin von Kriminalität hoch belasteten Jahrzehnt verzeichnet. In neun der zehn Jahre lag die Zahl der Bankraubfälle bei mehr als 30. Diese Zeiten sind längst vorbei. Seit 2005 nimmt die Zahl der Delikte deutlich ab. Nur vier Banküberfälle bearbeitete das Raubdezernat 2011, zwei der Taten waren auch noch im Versuchsstadium stecken geblieben. Im Jahr zuvor waren es acht Banküberfälle, 2009 ereigneten sich elf, und 2008 wurden neun registriert.

Für Hauptkommissarin Ulrike Sweden kommt die Entwicklung nicht überraschend. "Hamburg hat zwar eine hohe Bankendichte und damit auf den ersten Blick auch eine große Anzahl von Tatgelegenheiten. Hamburg hat aber auch eine hohe Polizeidichte." Für die Fahndung nach einem Banküberfall können in der Hansestadt innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Streifenwagen zusammengezogen werden. Dafür gibt es speziell ausgearbeitete Pläne für jedes Geldinstitut. Die Polizei ist so in der Lage, eine Ringfahndung einzuleiten und mögliche Fluchtwege abzuriegeln. Selbst S- oder U-Bahn-Züge werden falls nötig angehalten, damit Täter nicht flüchten können. "Darüber hinaus gab es in den vergangenen Jahren eine intensive Zusammenarbeit mit den Geldinstituten", sagt Sweden. Dabei ging es um den Einsatz moderner Sicherheitstechnik, aber auch um die Schulung von Mitarbeitern.

Vor allem technische Schutzvorkehrungen, so glauben Experten, halten "Berufsverbrecher" von Überfällen auf Geldinstitute ab. Kassen in Banken werden mit Zeitschlössern gesichert. In kleineren Filialen sind selten große Geldbestände vorrätig. "Will jemand bei uns in einer Filiale einen größeren Geldbetrag ausbezahlt bekommen, muss er es vorher anmelden", sagt ein Mitarbeiter einer Sparkasse. "Sonst haben wir nicht genug Geld in der Kasse."

Für Bankräuber halten die Geldinstitute dagegen jede Menge "Extras" bereit. Es gibt präparierte Geldbündel, in denen sich Farbbomben verstecken. Sie detonieren erst mit Zeitverzögerung, wenn der Täter die Bank verlassen hat. Die Beute ist damit unbrauchbar.

Auch die Videotechnik hat sich stark verbessert. Die Täter müssen nicht nur in der Bank, sondern auch auf dem Fluchtweg damit rechnen, von unauffälligen Überwachungskameras erfasst zu werden. "Nach Banküberfällen werden natürlich alle Kameras im gesamten Umfeld überprüft. Sind die Täter gefilmt, sind sie bereits unmaskiert", sagt ein Polizist.

Hauptkommissarin Sweden schließt zwar nicht aus, dass sich auch in Zukunft Täter finden könnten, die eine Bank überfallen. Die Chance, unerkannt und in Freiheit zu bleiben, werde aber immer geringer. "Wir entwickeln die Konzepte weiter und nutzen dafür alle technischen Möglichkeiten."