Das gestohlene Luxusauto des Ex-Senators wurde in Eppendorf entdeckt. Der Dieb war offenbar nicht in der Lage, den Bentley zu steuern.

Hamburg. Der Unternehmer, Mäzen und Ex-Senator Ian Karan, 73, kann aufatmen. Sein am Donnerstagabend in Rotherbaum gestohlener Bentley Continental GT Mulliner S ist wieder da. Eine Augenzeugin hat das 200.000 Euro teure Coupé im Farbton Midnight Emerald - ein dunkles Grün - in einer Einfahrt an der Erikastraße (Eppendorf) entdeckt. Weil der Wagen beschädigt und unverschlossen war, rief sie am Freitag um 12.20 Uhr die Polizei.

Der Fall ist für die Kripo ungewöhnlich. Fahrzeuge dieses Kalibers, die dem oberen Luxussegment zugerechnet werden, fallen in Hamburg nur selten Autodieben in die Hände. "Wir haben in Hamburg ein bis zwei Fälle pro Jahr, bei denen Fahrzeuge dieser Kategorie gestohlen werden", sagt Hauptkommissar Holger Vehren. An solche Autos trauen sich nur Profis heran, die in der Regel auf Bestellung arbeiten.

Was im Fall von Karans Bentley das Motiv der Tat war, ist unklar. Der Fahrer, der das Auto von Karans Firmengelände am Harvestehuder Weg stahl, war aber der fast 600 PS starken Karosse ganz offenbar nicht mächtig. Das belegen die Räder auf der Fahrerseite.

Das Vorderrad ist gebrochen. Die hintere Felge ist verformt. Offenbar war der Wagen schwungvoll gegen einen Bordstein geschleudert. Das passierte schon nach recht kurzer Fahrt. Tatort und Auffindeort liegen nur knapp vier Kilometer voneinander entfernt. Ian Karan erfuhr am Freitag vom Abendblatt, dass sein Wagen gefunden wurde. Er ist im Urlaub in Portugal und war eine halbe Stunde zuvor in Lissabon gelandet. "Das ist eine tolle Nachricht", sagt Karan. "Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn das Fahrzeug verschwunden geblieben wäre." Polizeisprecher Vehren: "Das Fahrzeug wurde sichergestellt und zur Halskestraße gebracht." Dort befindet sich der Verwahrplatz der Polizei. Kriminaltechniker werden den Bentley dort auf Spuren untersuchen, die etwas über das Vorgehen des Autodiebs verraten könnten. Am Ort des Bentley-Diebstahls in Rotherbaum war die Spurensicherung bereits erfolglos.

"Es wurde dort nichts gefunden, was auf den Aufbruch des Fahrzeugs hinweist", sagt ein Beamter. Das wiederum deutet auf einen Profidieb hin. Diese kommen heutzutage mit einem Notebook zum Tatort, um die elektronische Diebstahlssicherung auszuhebeln. In anderen Fällen brechen die Täter vorher in Wohnungen oder Firmen ein, um an die Originalschlüssel zu kommen. Nach dem Diebstahl werden die Autos schnell ins Ausland geschafft. Sind es gängigere Modelle, werden sie in abgelegenen Hallen oder Scheunen mit "sauberen" Papieren von baugleichen Fahrzeugen ausgestattet und die Fahrgestellnummern manipuliert.

"Autodiebstahl ist heute weniger eine Tat, die bei passender Gelegenheit begangen wird, sondern mehr ein Profidelikt geworden", sagt ein Beamter. Das untermauert auch die Statistik. Die immer aufwendigeren Diebstahlssicherungen verhindern viele Taten. Mit einem Schraubendreher das Tür- und dann das Zündschloss zu knacken war gestern. Auch deshalb dürfte sich die Zahl der Autodiebstähle in den vergangenen zehn Jahren von 4984 Fällen im Jahr 2002 auf 2313 Fälle im vergangenen Jahr mehr als halbiert haben.

Knapp 400 dieser Autodiebstähle werden im Landeskriminalamt bearbeitet. Voraussetzung ist, dass ein Fahrzeug zum Zeitpunkt des Diebstahls nicht über zwei Jahre alt war und noch mindestens 30.000 Euro wert war, also Fahrzeuge der gehobenen Klasse. Beliebt sind bei Autodieben die BMW-Modelle X5 und X6 sowie der Porsche Cayenne. Aber auch weniger geländegängige Fahrzeuge wie der T5 von VW stehen bei Profidieben hoch im Kurs.