Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Natürlich gilt auch für Steffen Kottkamp, den beurlaubten Chef des Kinderkanals KiKa, die Unschuldsvermutung. Wenn sich bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Erfurt aber herausstellen sollte, dass Kottkamp veranlasst oder auch nur geduldet hat, dass in seinem Sender Feiern über Scheinrechnungen als Produktionskosten abgerechnet wurden, erhielte die KiKa-Affäre eine neue Dimension. Bisher lässt sich diese Affäre im Großen und Ganzen nur an einem spielsüchtigen Herstellungsleiter mit hoher krimineller Energie festmachen, der mittels Scheinrechnungen knapp zehn Jahre lang 8,2 Millionen Euro unterschlug, weshalb er nun eine mehrjährige Haftstrafe absitzt.

Wenn nun aber ein öffentlich-rechtlicher Manager wie Kottkamp, dessen Vater - der Sportreporter Volker Kottkamp - bereits der ARD diente, mit seinem Bilderbuchlebenslauf, der ihn über die ARD-Anstalten SWR, SFB und RBB an die Spitze des KiKa führte, vergleichbare Machenschaft auch nur geduldet haben sollte, wäre das etwas ganz anderes. Dabei ist es völlig egal, dass der Schaden derzeit bei "nur" 100.000 Euro liegt. Eine Spitzenkraft wie Kottkamp muss wissen, dass ein solcher Umgang mit Gebührengeldern kriminell ist. Sollte er das nicht wissen, würde sein Aufstieg ein bezeichnendes Schlaglicht auf den gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk werfen.