Unter anderem sollen im Kern des Bezirks ein neues ovales Lichtwarkhaus und Wohnungen in bester Lage direkt am Wasser entstehen.

Bergedorf. Wer in diesen Tagen in die Innenstadt von Bergedorf kommt, den empfängt eine dicht gedrängte Menge von Menschen, die den vorweihnachtlichen Trubel genießen. Der Budenzauber im historischen Kern der Kleinstadt und die Einkaufsmöglichkeiten locken immer mehr Besucher aus den sechs anderen Hamburger Bezirken und dem Umland. "Täglich sind es nun mehr als 30.000 Besucher", sagt Bergedorfs Amtsleiter Arne Dornquast. Und er fügt stolz hinzu: "Wir haben mittlerweile eine Kaufkraft wie das Alstertal-Einkaufszentrum."

Stolz sind die Bergedorfer auch auf ihren neuen Kern. Denn zur Weihnachtszeit wurden etliche Bauprojekte fertiggestellt und Ärgernisse beseitigt. Während in anderen Bezirken Vorhaben verhindert werden oder das Chaos auf den Verkehrswegen zum Alltag gehört, hat sich Hamburgs östlichster Bezirk zu einer Art Wohlfühlzone entwickelt. Der für 21 Millionen Euro umgebaute ZOB mit der S-Bahn-Station (1) funktioniert reibungslos und wird täglich von 32.000 Fahrgästen genutzt. Das gilt auch für den großen Bahnhofsvorplatz (2), das Radparkhaus (3) und das neue Autoparkhaus (4) am Bahnhof. Mit dem Umbau der großen Kreuzung Bundesstraße 5/Vierlandenstraße wurde ein Verkehrsknoten (5) entschärft und für Radfahrer sicherer gemacht. Dornquast: "Der Dauerstau ist nun nicht mehr da."

Wenige Schritte neben der Kreuzung liegt das Kulturzentrum Lichtwarkhaus am alten Bergedorfer Hafen (6). Weil die Sanierung des im Jahr 1961 eröffneten Hauses mit zwei Millionen Euro zu teuer ist, hat der Bezirk das 4100 Quadratmeter große Grundstück in bester Lage probehalber selbst überplant und das "Ei des Kolumbus" entworfen, wie das Bauvorhaben bereits von einigen Politikern genannt wird. Nach dem Abriss des Lichtwarkhauses soll ein neues, ovalförmiges Lichtwarkhaus als ein "Community-Center" mit Kulturforum, Saal und Altentagesstätte entstehen.

Der Clou liegt auf einem anderen Teil des Grundstücks: Direkt am Wasser können dort mehr als 100 Wohnungen gebaut werden. "Ich habe noch nie erlebt, dass ein Plan so begeistert aufgenommen wurde", sagt Dornquast. Und gibt zu, "ein bisschen neidisch" zu sein, denn die "geniale Idee" stamme nicht von ihm, sondern "wurde in den Bezirksamtsstuben (7) von mehreren entwickelt". Für die Wohnanlage, die im Herbst 2017 eröffnet werden könnte, wird es bald eine Warteliste von Interessenten geben; die ersten haben sich im Amt schon gemeldet.

Offensichtlich haben die Bergedorfer etwas auf den Weg gebracht, bei dem es nur Gewinner gibt. Mit dem Verkauf des Teilgrundstücks für die Wohnungen lässt sich die engagierte Planung des neuen Lichtwarkhauses finanzieren. "Wir werden in dem ovalen Gebäude einen Saal für 300 Gäste haben. Und alles ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen", sagt der Amtsleiter. Weiterhin seien viele ausländische Mitbürger mit dem Wunsch gekommen, dort ein interkulturelles Zentrum einzurichten. "Dem können wir uns nun gar nicht mehr entziehen", sagt Dornquast. Etwa fünf Millionen Euro wird das "Ei des Kolumbus" kosten.

Der Bau der Wohnungen und der darunter liegenden Tiefgarage wird mit 18 Millionen Euro veranschlagt. Fast alle Wohnungen werden einen unverbaubaren Blick aufweisen, denn das hufeisenförmige Gebäude liegt auf einer Halbinsel, von der ein schöner Fuß- und Radweg in die Vierlande führt. Der Wunsch des Bezirks sieht einen Großteil öffentlich geförderter Wohnungen vor, aber auch Eigentumswohnungen, die "das Geld bringen". Dornquast: "Wir werden überlegen, dort viele kleine Wohnungen bauen zu lassen. Zum Beispiel für ältere Menschen, die gern so ideal im Ortskern leben." Für das Projekt wird im kommenden Frühjahr ein Bebauungsplan aufgestellt und ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben. Auch ein besonderes Kunstwerk soll im "Ei des Kolumbus" zu bewundern sein. Im alten Lichtwarkhaus wurde das Mosaik "Serenade" des berühmten Hamburger Malers und Grafikers Eduard Bargheer entdeckt. "Es hat einen hohen kulturellen Wert, ist nur drei mal viereinhalb Meter groß und daher zu versetzen", sagt Arne Dornquast. Im Neubau soll es wieder aufgebaut werden und einen besonderen Platz erhalten.

Die Kultur wird im kommenden Jahr in Bergedorf eine größere Rolle spielen, denn der Bezirk wird nach langem Hin und Her zwei Museen selbst betreiben, weil diese aus der Stiftung Historische Museen herausgelöst werden sollen. Das sind das Vierländer Freilichtmuseum Rieckhaus und das Bergedorfer Schloss im Zentrum - dort, wo sich derzeit die Besucher auf einem Weihnachtsmarkt drängen.