In unsicheren Zeiten gelten deutsche Immobilien als sichere Investition. Auch das Interesse aus Russland steigt spürbar.

Hamburg. Wohlhabende Griechen legen vermehrt ihr Geld in deutschen Immobilien an, um sich vor finanziellen Verlusten zu schützen. Er habe allein in diesem Jahr bereits acht Objekte im Norden Hamburgs an Interessenten aus Griechenland verkaufen können, sagte der Immobilienmakler Matthias Manthey dem Abendblatt. "Dabei ging es um Einfamilienhäuser im Wert zwischen 600.000 und einer Million Euro." Er bemerke diesen Aufwärtstrend seit gut eineinhalb Jahren, sagte Manthey. Bei ihm konzentrierte sich die Nachfrage auf die Stadtteile Sasel, Volksdorf und Wellingsbüttel.

Wie in Hamburg sei in Zeiten der Euro-Krise auch in anderen deutschen Metropolen wie Berlin, München und Frankfurt am Main der Einfluss ausländischer Investoren gestiegen, sagte Thomas Beyerle, Analyst vom Immobilieninvestor IVG. "Wir sind international neben der Schweiz oft der letzte Rettungsanker." Griechen und Spanier wollten ihr Geld in Sicherheit bringen. "Sie kaufen sich das Versprechen von Stabilität und sind dafür oft bereit, höhere Preise zu akzeptieren."

Die großen Hamburger Immobilienunternehmen Grossmann & Berger und Engel & Völkers haben nach eigenen Angaben in jüngerer Zeit allerdings kein verstärktes Interesse südeuropäischer Anleger registriert. "Stattdessen bemerken wir aus Russland eine spürbar gestiegene Nachfrage nach Hamburger Luxusimmobilien", sagte Philip Bonhoeffer von Engel & Völkers. Die Käufer seien rasch entschlossen und unkompliziert. "Sie suchen einen Neubau in prestigeträchtiger Lage, Harvestehude zum Beispiel", sagte Bonhoeffer. Die Quadratmeterpreise lägen zwischen 8000 und 9000 Euro.

Im Vergleich mit anderen Ländern gelten deutsche Immobilien nach wie vor als attraktiv. Neben preislichen Vorteilen - vor allem in Berlin - sind deutsche Häuser oftmals sehr gut erhalten und werfen eine sichere Rendite ab. Allerdings, auch das ist im Gespräch mit Experten oft zu hören, ist es in Hamburg derzeit ausgesprochen schwierig, eine Immobilie zum Kauf zu finden. Der Markt gilt als leer gefegt. Zu den Gründen für die hohe Nachfrage zählen die weit verbreiteten Inflationsängste infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten und der hohen Staatsschulden sowie die überdurchschnittlich günstigen Hypothekenzinsen.

"Wir haben einen Verkäufermarkt", sagt auch Matthias Manthey. Er hat erlebt, dass seine Kunden "über den Preis nicht lange verhandeln". Gesucht würden vornehmlich Anlageobjekte. "Ich habe schon erlebt, dass die Verkäufer in ihrem Haus zur Miete wohnen blieben", sagte der Immobilienmakler.

Seine Geschäfte mit griechischen Käufern wickelt Manthey nach eigenen Angaben über eine Aktiengesellschaft ab, die in Frankfurt am Main residiere. Was die Finanzierung angehe, habe er nur gute Erfahrungen gemacht, erzählt er. "Das geht jedes Mal ohne Probleme über die Bühne."