Plus von einem Prozent enttäuscht Airport-Chef. Shanghai-Verbindung erfüllt nicht die Erwartungen. Schnellrestaurant kommt.

Hamburg. Die Luftverkehrssteuer und die Schrumpfkur von Air Berlin machen dem Hamburger Flughafen zu schaffen. Anders als erhofft wird er die Marke von 14 Millionen Passagieren in diesem Jahr nicht erreichen. Aktuell erwarte man nur noch ein geringes Plus von einem Prozent auf 13,7 Millionen Fluggäste, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler vor dem Luftfahrt-Presse-Club in Hamburg. Auf Basis der Prognose für 2013 könnte die 14-Millionen-Schwelle auch im neuen Jahr verfehlt werden, denn Eggenschwiler rechnet nur mit einem Miniwachstum von abermals rund einem Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 nahm die Passagierzahl um 4,6 Prozent zu, im Jahr davor sogar um sechs Prozent.

Zurückzuführen ist die deutliche Verlangsamung des Wachstums auf die Schwierigkeiten von Air Berlin. Das Unternehmen, das beim Marktanteil in Hamburg zeitweise mit der Lufthansa gleichgezogen hatte, musste zuletzt die Verbindungen nach Zürich, Barcelona, Köln/Bonn und Karlsruhe/Baden-Baden streichen. Nach früheren Angaben kosten diese Änderungen rund 500.000 Passagiere im Jahr. "Erfreulich ist aber, dass uns zumindest kein Flugziel verloren gegangen ist", so Eggenschwiler. Alle Verbindungen würden von anderen Airlines bedient.

Aufgrund der Luftverkehrssteuer sind nach Schätzung des Flughafenchefs 200.000 Fluggäste allein in Hamburg ausgeblieben. Ihre Auswirkungen zeigten sich auch auf andere Weise in der Hamburger Statistik: Während der Verkehr auf den innerdeutschen Routen - wo die Steuer beim Hin- und Rückflug anfällt - um 6,1 Prozent zurückging, verzeichnete man auf Europastrecken ein Plus von 4,6 Prozent.

"Politiker unterschätzen die Preissensitivität der Bevölkerung, wenn es um das Reisen geht", sagte Eggenschwiler. Er zeigte sich unzufrieden mit dem Kurs der Bundesregierung in Bezug auf die Branche: "Es gibt keine Luftverkehrspolitik in Deutschland. Gäbe es sie, hätten wir diese Steuer nicht. Ausländische Fluggesellschaften könnten sich besser entwickeln als die inländischen - und das kann nicht Ziel einer Wirtschaftspolitik sein."

Ungeachtet dieser Hindernisse gebe es am Hamburger Flughafen aber auch positive Entwicklungen, gerade im "Einstiegspreisbereich": Am 8. April 2013 hebt der britische Billigflieger EasyJet erstmals von der Hansestadt in Richtung Rom (Fiumicino) ab. Die Strecke wird bis zu siebenmal pro Woche zu Preisen ab 45,49 Euro bedient. Vor wenigen Tagen hatte die spanische Fluggesellschaft Vueling für das nächste Jahr Flüge nach Málaga und nach Florenz angekündigt.

Noch unklar ist, wie sich die Übernahme aller Lufthansa-Verbindungen, die nicht die Drehkreuze Frankfurt und München berühren, durch die Konzerntochter Germanwings auf die Verkehrszahlen in der Hansestadt auswirken wird. So ist schwer abzusehen, wie die Veränderung bei den Geschäftsreisenden ankommt.

"Hamburger sind Menschen, die gerne und gut rechnen", sagte Eggenschwiler dazu. "Wenn sie schnell, sicher und auch noch günstiger an ihr Ziel kommen können, werden sie sich dem nicht verschließen." Der Wechsel könne zudem eine Chance für Air Berlin sein, wieder besser ins Geschäft zu kommen. Über konkrete Planungen für neue Langstrecken hatte der Flughafenchef nichts zu berichten. Die seit Ende August 2011 bestehende Route nach Shanghai mit China Eastern habe sich nicht so gut entwickelt wie erhofft, sagte er. Der Zwischenstopp in Frankfurt sei klar ein Nachteil. "Wir sind aber in Gesprächen mit China Eastern über Verbesserungen."

Im Hinblick auf den Service am Boden gibt es jedoch Neuigkeiten: Im Frühjahr 2013 eröffnet im öffentlichen Bereich des Terminals 1 ein McDonald's-Schnellrestaurant mit einer Fläche von 805 Quadratmetern sowie ein italienisches Bistro (Puro Gusto). Im April erhöht sich die Zahl der Korridore in der Sicherheitskontrolle um vier auf 25. Bis Frühjahr testet der Flughafen ein Leihbuggy-System. Dies erleichtere Familien mit kleinen Kindern die Zeit vor dem Abflug, wenn der eigene Kinderwagen schon als Gepäck aufgegeben ist. Den Komfort erhöhen sollen auch so genannte Steh- und Sitzbänke, die kleine Pausen auf den Wegen in den Terminals ermöglichen.

Getestet wird außerdem eine automatische Bordkartenkontrolle sowie eine vollautomatische Gepäckaufgabe. Zum Ende des kommenden Jahres beginnt zudem der Bau eines neuen Parkhauses, das insgesamt 1350 zusätzliche Stellplätze bringen soll.