Arbeitsniederlegung des privaten Sicherheitspersonals sorgt in Fuhlsbüttel für lange Warteschlangen und Verzögerungen.

Fuhlsbüttel. Lange Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen des Hamburger Flughafens: Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) hatte am Montagmorgen bundesweit rund 1000 Beschäftigte der privaten Sicherheitsdienstleister zum Warnstreik aufgerufen. In Hamburg legten zwischen 6 und 8 Uhr rund 100 Mitarbeiter des Sicherheitspersonals ihre Arbeit nieder.

Nur vier der üblicherweise 20 Sicherheitskontrollen waren geöffnet. Weil zudem fünf Flüge wetterbedingt gestrichen werden mussten, kam es zu zusätzlichem Andrang im Abflugterminal, wie Flughafensprecherin Stefanie Harder mitteilte. Angaben darüber, wie viele Passagiere ihren Flug durch den Streik letztlich verpasst haben, konnte die Sprecherin nicht machen. An den Informationsschaltern seien jedoch "viele Beschwerden verärgerter Kunden eingegangen".

Ärger herrschte vor allem darüber, dass Ver.di den Streik kurzfristig und ohne Ankündigung ausgerufen hatte. Mit dem Ausstand will die Gewerkschaft der Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen für die 15.000 Beschäftigten in der Luftsicherheitsbranche Nachdruck verleihen. Ver.di fordert geregelte Dienstpläne und Schichtsysteme, weniger befristete Arbeitsverhältnisse und einheitliche Arbeitsbedingungen an allen deutschen Flughäfen. In der vierten Verhandlungsrunde mit dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) war Mitte November keine Einigung erzielt worden. Die Gespräche über den Manteltarifvertrag sollen am 15. und 16. Januar in Berlin fortgesetzt werden.

Neben Hamburg waren auch die Flughäfen in Frankfurt, Berlin, Hannover, Stuttgart, Düsseldorf, Bremen, Köln-Bonn und Baden-Baden/Karlsruhe betroffen. Während in Hamburg gegen 9 Uhr wieder alle Sicherheitskontrollen besetzt waren und der Normalbetrieb aufgenommen werden konnte, mussten in Berlin Tegel, Köln, Düsseldorf und Stuttgart streikbedingt Flüge gestrichen werden. Dadurch wurden Verspätungen im Luftverkehr ausgelöst, die sich noch bis zum Abend auswirkten.

"Die Kolleginnen und Kollegen haben ein Anrecht auf Planbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit - das ist jedoch ohne geregelte Dienstpläne und Schichtsysteme nicht möglich", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Andreas Sander. Die Bundespolizei plane den Personalaufwand an den Kontrollstellen mittlerweile derart kurzfristig, dass die privaten Sicherheitsleute oftmals erst einen Tag im Voraus über ihre Arbeitszeiten informiert würden. "Dieser Zustand ist auf Dauer nicht tragbar", sagte Sander.

Darüber hinaus fordern die Beschäftigten ein Ende der Befristung ihrer Arbeitsverträge. "Unbefristete Arbeitsplätze haben schließlich etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun", so der Gewerkschafter. Der Warnstreik sei eine Reaktion auf die "Verschleppungstaktik" des BDSW, der zum wiederholten Male nicht auf die Ver.di-Forderung nach einem Gesamtangebot reagiert habe. Bis zum erneuten Verhandlungstermin am 15. und 16. Januar in Berlin sollen keine weiteren Streiks folgen. Sander erklärte, dass der Streik am Montag kurzfristig habe ausgerufen werden müssen, "damit die Bundespolizei nicht mit eignem Personal reagieren kann. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass der Warnstreik im Sand verläuft", sagte Sander.

Doch zur Ruhe kommt die Branche trotz dieser Ankündigung auch heute nicht: In Straßburg wollen Beschäftigte der Bodendienste an Europas Flughäfen gegen ein befürchtetes Lohndumping auf die Straße gehen. An der Großdemonstration beteiligen sich rund 180 Mitarbeiter vom Hamburg Airport, wie Betriebsratschef Martin Hellwig mitteilte.

Die Arbeitnehmervertreter in Hamburg befürchten, dass sich bei mehr Konkurrenz unter den Bodendiensten - wie es EU-Kommissar Siim Kallas anstrebt - der Druck auf die Lohnspirale erhöht und Leiharbeit zunimmt. "Schon die heute gezahlten Löhne in diesem Bereich in Höhe von acht bis zehn Euro sind kurz vor der Armutsgrenze, und ein weiteres Absenken des Lohnniveaus ist nicht mehr vorstellbar", sagte der Hamburger Ver.di-Gewerkschaftssekretär für den Luftverkehr, Andreas Bahn.