Veddel. Es gibt einen Ort, an dem Jugendliche ohne Perspektive eine neue Chance bekommen. Ein Haus, in dem antriebslose Schüler zu Höchstleistungen auflaufen. Ein Projekt, das junge Menschen motiviert Verantwortung zu übernehmen, Leistung zu bringen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. "Mügge" heißt dieser Ort. Es ist das Haus der Projekte des Vereins Get the Kick, der in Kooperation mit der Stadtteilschule Wilhelmsburg das Profil "Lernen am Wasser" entwickelt hat. Es umfasst vier Arbeitsbereiche: Bootsbau (Bau einer norwegischen Fjordjolle), Treckersanierung (Restaurierung eines alten Porsche-Traktors), Medienkompetenz (Dokumentation der Arbeitsfortschritte) und Wassersport (segeln und paddeln lernen). Etwa 20 Achtklässler der Schule haben das Profil gewählt. Drei Jahre lang werden sie einmal pro Woche in die Mügge kommen. Initiator des Projekts ist Jürgen Hensen, Geschäftsführer des Vereins Get the Kick. Er hatte 2006 am gegenüber liegenden Ufer die Pontonanlage "Elbstromer" eröffnet, wo Jugendliche aus dem Stadtteil durch Segel- und Paddelunterricht Zugang zum Wasser bekommen. Parallel dazu entstand die Idee, auf der Nordseite des Zollhafens eine Werft zu bauen. Hier sollten die Jugendlichen lernen, Boote zu reparieren und zu bauen. Umsetzen konnte Hensen seine Vision, weil die Internationale Bauausstellung IBA Interesse zeigte und Bezirk und Stadtentwicklungsbehörde Unterstützung zusagten.

Die Stadtteilschule Wilhelmsburg war von Anfang an in das Projekt involviert. Denn Schulleiter Jörg Kallmeyer brauchte eine besondere Idee, um die Schüler, die im Schnitt ein bis zwei Lernjahre zurück sind, wenn sie an die Schule kommen, zum Lernen zu bewegen. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Unterricht spannender zu gestalten, wollen aktive Mitarbeit statt Berieselung", sagt Kallmeyer. Im Haus der Projekte können die Jugendlichen ihren Horizont erweitern. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, verbessern ihre handwerklichen Fähigkeiten und begreifen, dass die Dinge nur mit Eigenbeteiligung vorangehen. "In der Mügge ist jeder Schüler als Mensch tatsächlich gefordert", sagt Jürgen Hensen. "Die Jugendlichen lernen, dass es lohnt, sich für Bildung anzustrengen. Und dass Leistung Spaß machen kann."