Heute diskutieren Fachleute die neue Strategie des Senats. Zentraler Punkt der Sportentwicklung bleiben die Bewerbungen um Großereignisse.

Hamburg. Wenn er in den vergangenen Wochen und Monaten über seine Arbeit als Hamburgs Innen- und Sportsenator referiert habe, erzählt Michael Neumann, 42, sei vor allem ein Thema bei seinen Zuhörern bestens angekommen: Hamburgs mögliche Bewerbung für Olympische Sommerspiele. Da habe er echte Begeisterung verspürt, sagt der SPD-Politiker. Die ist heute Abend im Rathaus in dieser Ausprägung kaum zu erwarten, wenn die von Neumann im Juni 2011 eingesetzte Zukunftskommission Sport nach einem Jahr Dekadenstrategie ihre erste Bilanz zieht - denn Olympia wird eine Randnotiz bleiben. 190 von 400 geladenen Repräsentanten aus Sport, Wirtschaft, Politik und Medien haben sich zu dem dreistündigen Meinungsaustausch über Hamburgs Sportentwicklungsplan angesagt.

„Wir haben es im Gegensatz zu manchen anderen Politikfeldern jetzt im Sport zum ersten Mal geschafft, alle Interessengruppen zum Dialog zusammenzuführen und gemeinsam Ziele für diese Dekade zu formulieren, weil alle Beteiligten bereit sind, sich weitgehend ideologiefrei den Sachfragen zu nähern“, sagt Neumann. Vieles sei in den vergangenen 14 Monaten erreicht worden, ein Anfang in allen zehn Themenfeldern und fast allen 79 operativen Einzelmaßnahmen des behördenübergreifenden Zehnjahresplans gemacht worden. Er könne aber die Ungeduld derjenigen verstehen, denen manches nicht schnell genug ginge. „Ich bin wahrscheinlich selbst der Ungeduldigste.“

Die wichtigsten finanziellen Eckdaten der Hamburger Sportentwicklung sind die vom SPD-Senat beschlossenen Investitionen von bis ins Jahr 2019 insgesamt 178 Millionen Euro für den Neubau und die Instandsetzung von Sporthallen und die Fortschreibung der Sanierung öffentlicher Sportplätze von jeweils 7,7 Millionen Euro in den Jahren 2013 und 2014. Probleme dürften dagegen bei der künftigen Finanzierung von Trainern im Nachwuchsleistungssport auftreten, die zum Teil die Stiftung Leistungssport übernommen hatte. Stifter sind die Stadt und die Handelskammer mit jeweils drei Millionen Euro. Die Erträgnisse für 2013 drohen aufgrund der rückläufigen Entwicklung der Kapitalzinsen von bislang 300.000 auf rund 200.000 Euro zu schrumpfen.

Das hätte Folgen für die Talentsichtungsmaßnahmen des Hamburger Sportbundes an den Grundschulen. Als Ergebnis des standardisierten Motoriktests in der zweiten oder dritten Klasse sind bislang 800 Kinder in 66 Talentgruppen zusammengeführt und sportartübergreifend von Trainern betreut worden. Bewegungsschwache Schüler wiederum erhielten gezielte Unterstützung im Sportunterricht.

Zentraler Punkt der Sportentwicklung bleiben die Bewerbungen um Großereignisse. Die Zukunftskommission will dazu Anfang 2013 Vorschläge erarbeiten, falls bis dahin die Fachverbände ihre Daten geliefert haben, was wann für wie viel Geld an nationalen und internationalen Meisterschaften im globalen Angebot ist. Sportarten werden dabei bevorzugt, die in Hamburg gefördert werden und in der Stadt Tradition haben. Wert gelegt wird auf das Hamburger Format aus Leistungs-, Breiten- und Schulsport. Neue Events wie der E.on-Hanse-Alster-Cup mit Ruder-Achtern und Langstrecken-Schwimmern sind ebenfalls willkommen, vor allem wenn die Stadt, wie in diesem Fall, keinen Cent dazuzahlen muss. Die zweite Auflage steht für das erste September-Wochenende 2013 im Terminkalender.

Für 2013 wünscht sich der Sportsenator eine Ausweitung der für den Breitensport konzipierten ParkSport-Kampagne der „internationalen gartenschau 2013“ (igs) in Wilhelmsburg auf andere Grünflächen wie dem Volkspark Altona. Dort soll es eine Zusammenarbeit mit dem HSV („Sport-Campus“) geben. Ein wichtiges strategisches Ziel bleibt für Neumann, die multimediale Präsenz Hamburger Sportereignisse und des Spielbetriebs Hamburger Mannschaften außerhalb des Fußballs zu steigern, zum Beispiel durch die Schaffung eines eigenen, internetbasierten städtischen Sportsenders. Zurzeit liegen die Übertragungsrechte bei ARD und ZDF, die diese jedoch kaum nutzen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist deshalb in Verhandlungen mit beiden Sendern.