Vorstand des Hamburger Internetportals hält 44 Euro pro Aktie für zu wenig. Betrag sei „nicht angemessen”. Burda will aber nicht nachlegen.

Hamburg. Das Hamburger Business-Internetportal Xing pokert bei der geplanten Übernahme durch den Medienkonzern Burda. Der Xing-Vorstand lehnte das Kaufangebot von Burda gestern als zu niedrig ab. Der Verlag hatte Ende Oktober 44 Euro für eine Xing-Aktie geboten, das waren fast 20 Prozent mehr als der damalige Börsenkurs. Dieser Betrag sei "nicht angemessen", erklärte gestern der Xing-Vorstand. Das habe auch die Investmentbank Rothschild in einem Gutachten bestätigt. Burda will aber nicht nachlegen.

"Es sieht ohnehin so aus, als wolle Burda die Firma nicht komplett übernehmen", sagte Jochen Reichert, Analyst bei Warburg Research. Dazu sei die Prämie, die auf den Kurs der Xing-Aktie gezahlt werde, zu gering. Für diesen Preis ließen sich sehr wahrscheinlich nicht alle Anteilseigner dazu bewegen zu verkaufen. Bisher seien gerade einmal 13 000 Aktien angeboten worden.

Xing ist jetzt auf die Offerte von Burda eingegangen, weil der Verlag erst vor einigen Tagen das formale Angebot veröffentlicht hatte. Zuvor handelte es sich noch um eine Absichtserklärung. Der Xing-Vorstand erinnerte in seiner Begründung an frühere Aktienkurse von mehr als 60 Euro. Auch einige Analysten sehen das Kursziel oberhalb der Offerte. Benjamin Kohnke von der Deutschen Bank schätzt den Wert mittelfristig auf 50 Euro. Für Marcus Silber, Analyst von Close Brothers Seydler Research, gelten 52 Euro als gerechtfertigt. Heike Pauls von der Commerzbank gibt als Kursziel sogar 66 Euro an.

Die Börsianer allerdings zeigten sich gestern skeptisch, dass Xing einen höheren Preis erzielen kann: Die Aktie reagierte zunächst nur mit einem leichten Plus und blieb bei rund 44 Euro. Auch Warburg-Analyst Jochen Reichert schätzt die Lage nicht sehr optimistisch ein und beließ gestern die Einstufung für Xing auf "verkaufen" mit einem Kursziel von 42 Euro. Xing vernetzt im Internet Berufstätige, die sich auf eigenen Profilseiten mit ihrem Lebenslauf darstellen können. Das Wachstum bei den Premiummitgliedern, die für ihr Profil bei Xing und besondere Suchfunktionen in dem Netzwerk rund sechs Euro im Monat bezahlen, sei aber gering. "Der Markt ist nahezu abgeschöpft." Außerdem sei Voraussetzung für Erfolge im Bereich Recruiting eine anhaltend hohe Personalnachfrage, sagte Reichert mit Blick auf die kostenpflichtigen Angebote von Xing für Firmen, die über das Netzwerk nach geeigneten Bewerbern suchen. "Diese Nachfrage schwächt sich aber bereits wieder sichtbar ab", sagte Reichert. Die Frist für die Annahme der Offerte endet am 7. Dezember. "Wir sind der Meinung, dass wir ein attraktives Angebot machen", sagte Burda-Finanzvorstand Holger Eckstein. Er lehnte damit eine nachträgliche Erhöhung des Kaufpreises ab. Burda hält schon fast 39 Prozent der Aktien.

Vorstand und Aufsichtsrat von Xing sehen das geplante Investment von Burda grundsätzlich positiv. Aus "unternehmerischer Sicht" sei zu begrüßen, dass Burda das Engagement weiter ausbauen wolle. "Die Xing AG hatte mit Burda in den vergangenen Jahren stets einen guten strategischen Investor und wir freuen uns, dass das auch künftig der Fall sein wird", sagte der Vorstandschef Thomas Vollmoeller. Er hatte schon mehrmals betont, die Übernahme könne Xing dabei helfen, die führende Stellung in Deutschland auch gegen den Weltmarktführer LinkedIn zu festigen. Änderungen in der Strategie oder im Xing-Vorstand sind aber durch die sich ändernden Mehrheitsverhältnisse offenbar nicht geplant.

Xing wurde 2003 von Lars Hinrichs gegründet und ist seit 2006 an der Börse notiert. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bei einem Umsatz von gut 66 Millionen Euro ein Betriebsergebnis von 22,2 Millionen Euro. Weltweit hat Xing nach Firmenangaben mehr als zwölf Millionen Nutzer. Burda ist seit 2009 an Xing beteiligt. Der Verlag drängt immer stärker ins Internet und setzt dabei auch auf Engagements fernab von Medien und Journalismus, etwa den Tierfutterhandel Zooplus oder den Fotohandel Lumas.