Ein Kommentar von Björn Jensen

Als Boxreporter, der regelmäßig die Kämpfe der Klitschko-Brüder besuchen darf, hat man so manch unflätigen Herausforderer erlebt. Da wurde bisweilen außerhalb des Rings derart beleidigt, geschubst, bespuckt und sogar geschlagen, als müssten sämtliche dem Faustkampf anhaftenden Klischees bestätigt werden.

Umso wohltuender war der Auftritt von Mariusz Wach. Der Pole zeigte sich nur im Ring als giftiger und unnachgiebiger Rivale. Außerhalb war sein Benehmen von Respekt und Höflichkeit geprägt. Markige Kampfansagen oder provozierende Gesten überließ der Pole seinem hyperaktiven Trainer, und wo so viele Verlierer ungeachtet ihrer Chancenlosigkeit nach einem Rückkampf schrien, da gestand Wach sein Versagen ein.

Es hätte also ein rundum gelungener Auftritt werden können, wenn sich der 32-Jährige nicht den Fehltritt geleistet hätte, seinen Sohn mit an den Ring zu nehmen. Der kleine Oliwier wirkte angesichts der Reizüberflutung in der O2 World absolut derangiert. Auch wenn es in anderen Kulturen üblicher ist, die Kinder zu Abendveranstaltungen mitzunehmen, grenzt es an Kindeswohlgefährdung, einen Zweijährigen dabei zusehen zu lassen, wie der Vater verprügelt wird.

Was er sich dabei gedacht haben mag, enthüllte Wach auf der Pressekonferenz um 1.30 Uhr nachts, als er mit Blick auf seinen mit dem Mikrofon spielenden Sohn sagte: "Er wird auf keinen Fall Boxer!" Wenn also der Besuch des Kampfes als Abschreckung gedacht war, dürfte er seinen Zweck erfüllt haben. Fragwürdig ist solch eine Erziehungskur aber in jedem Fall.