Ex-DFB-Chef Zwanziger ist beleidigt und schlägt um sich

Die Preise sind bis auf den Cent identisch. Je 19,99 Euro kosten die Werke der ehemaligen First Lady Bettina Wulff ("Jenseits des Protokolls") und des früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger ("Die Zwanziger Jahre"). Naturgemäß liegt zwischen den Autobiografien einer Politiker-Gattin und eines Fußball-Funktionärs mehr als ein Freistoß. Eigentore, um noch einmal ein Bild aus der Fußballer-Sprache zu bemühen, haben indes beide produziert. Während Bettina Wulff mit kaum zu ertragender Larmoyanz ihr so bitteres Leid als Frau eines gescheiterten Bundespräsidenten beklagt, holzt Theo Zwanziger gegen frühere Weggefährten. Weit oben auf seiner Abrechnungsliste stehen Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, und sein Nachfolger als DFB-Chef, Wolfgang Niersbach.

Schon bei seiner völlig missratenen Rücktrittsankündigung im Dezember 2011 hatte sich Zwanzigers größte Schwäche offenbart: Eitelkeit, gepaart mit Beratungsresistenz. Zum Entsetzen der DFB-Spitze offenbarte Zwanziger seinen verwegenen Rücktrittsplan ausgerechnet am Tag der EM-Auslosung. Er wolle zwar sein Amt aufgeben - aber bitte schön erst in einem Jahr. Denn zur EM in Polen und in der Ukraine würde er dann doch gerne publikumswirksam als Delegationschef fahren.

Dass dieser Plan nicht aufging, hat Zwanziger offenbar noch mehr verbittert. Seine Wut auf Hoeneß mag menschlich noch erklärbar sein - schließlich hatte der Bayern-Präsident Zwanziger mehrfach scharf attackiert. Die Attacken gegen Niersbach dagegen sind schlicht infam. Zwanziger wirft seinem Nachfolger vor, er habe den Besuch der DFB-Delegation in Auschwitz vor der EM "zu schnell abgehakt" und allgemein zu wenig Sinn fürs Gemeinwohl. Dabei gilt Niersbach branchenintern als Wegbereiter für viele soziale Projekte des Verbandes.

Auf der Zielgeraden hat Zwanziger das Bild eines verdienten Präsidenten, engagiert im Kampf gegen Homophobie und Fremdenfeindlichkeit, selbst zerstört. In Erinnerung bleibt er nun als eher peinliche "Theo gegen den Rest der Welt"-Karikatur.