Die Folgen des Stillstands an der Elbphilharmonie sind teuer. Die Gesamtkosten für das Bauwerk dürften nun bei 600 Millionen Euro liegen.

Hamburg. Nach einem Jahr Baustillstand ist der Streit zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief um den Weiterbau an der Elbphilharmonie immer noch nicht beigelegt - die Kosten aber steigen unaufhörlich. Nach Ansicht von Experten verschlingt die Baustelle pro Monat Stillstand bis zu drei Millionen Euro, rund 100 000 Euro am Tag. Die Gesamtkosten für das Jahrhundertbauwerk werden sich nach Schätzungen nun auf rund 600 Millionen Euro belaufen. Entscheidend ist aber, wer dafür am Ende aufkommt.

Auch die Opposition im Rathaus will jetzt wissen, wie hoch der Preis des Stillstands an der Elbphilharmonie ist. "Vier Monate nach Unterzeichnung der Eckpunktevereinbarung ist ein Weiterbau nicht nur am Saaldach noch nicht in Sicht. Stattdessen laufen die Kosten weiter aus dem Ruder, ohne dass es irgendeinen substanziellen Gegenwert für Hamburg dadurch gibt. Jeder Tag, an dem am Saaldach nicht weitergebaut wird, kostet die Stadt hohe Beträge", sagt Andreas Wankum. Der CDU-Politiker will in einer Kleinen Anfrage vom Senat wissen, welche Kosten der Stadt täglich oder wöchentlich entstehen, wofür diese Kosten anfallen, wer sie in Rechnung stellt und aus welchem Titel sie beglichen werden.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat erneut betont, nicht mehr als die vertraglich vereinbarten 375 Millionen Euro zu bezahlen. So hoch ist der Auftragswert der Stadt an Hochtief für die drei Konzertsäle plus öffentlichen Bereich (275 Millionen) sowie den gewerblichen Bereich mit Hotel, Gastronomie und Parkhaus (100 Millionen). Die Bürgerschaft hat 323 Millionen Euro bewilligt, die restlichen Millionen kommen vom privaten Förderkreis.

Doch bereits jetzt steht fest, dass die Elbphilharmonie viel teurer werden wird. Den größten Kostenfaktor macht dabei die Bauzeitverlängerung aus. Der in Nachtrag 4 vereinbarte Fertigstellungstermin von November 2011 wird mindestens um 45 Monate überschritten, der Senat geht von einer Gesamtfertigstellung im August 2015 aus, wahrscheinlicher ist Ende 2015. Geschätzte zusätzliche Kosten: rund 130 Millionen Euro. Nach Berechnung der Grünen verbraucht allein die städtische ReGe für die Bauzeitverlängerung 15 Millionen Euro an zusätzlichen Kosten.

Strittig ist jedoch, wer dafür aufkommt. Die Stadt ist der Meinung, nur drei Monate Bauzeitverlängerung zu verantworten. Ebenfalls ein Schiedsgericht soll klären, wer für die von Hochtief bisher angemeldeten Kosten für Leistungsänderungen in Höhe von 70 Millionen Euro aufkommen wird.

Neben diesen 200 Millionen Mehrkosten für Bauzeitverlängerung und Leistungsänderungen stehen zudem 20 bis 30 Millionen Euro im Raum, die Hochtief für zusätzliche Planungsaufgaben in Rechnung stellen könnte. In dem Eckpunktepapier hatten die Stadt und der Baukonzern Hochtief vereinbart, den Geburtsfehler des Projekts zu beheben, um künftig "Planen und Bauen aus einer Hand" zu garantieren. Diese neue Aufgabe als "Totalübernehmer" aber wird sich der Konzern bezahlen lassen. Die gute Nachricht: Auf der Baustelle hat das Absenken des Saaldachs begonnen.