Eine Glosse von Hans Wacker

"Doch in Altona auf der Chaussee, da taten ihnen die Beine weh." Die Ameisen in dem Gedicht von Joachim Ringelnatz belegen zweierlei: Es gab damals noch kein Kreuzfahrtterminal, um weit zu reisen, zum Beispiel nach Australien. Aber es gab die Elbchaussee. Elb als Vorname ist schon was Besonderes. Dabei bedeutet Chaussee nichts anderes als Landstraße, hätte sich aber nicht auf "weh" gereimt.

Meist müssen Hamburger mit dem Nachnamen Straße vorliebnehmen. Der Begriff Straße kommt aus dem Lateinischen. Für die ollen Römer war "via" ein Weg und "via strata" ein Weg mit einer Decke, ein gepflasterter Weg - also eine Straße. Wikipedia definiert Straße als "landgebundenes Verkehrsbauwerk", das als Grundlage für Fahrzeuge dient.

Manche Hamburger wohnen weder an einer Straße noch an einer Chaussee oder Landstraße, noch an einem Weg (der heute zumeist befestigt ist und nicht ein Streifen in der Landschaft), sondern zum Beispiel in einer Twiete, was nichts weiter ist als eine Gasse, die nicht zu befahren ist. Es gibt auch Menschen, die sind an einer Allee zu Hause, wo es keine Bäume gibt, die links und rechts des Weges dazugehörten - die Grindelallee zum Beispiel.

Und obwohl Hamburg mit weitaus weniger Bergen gesegnet ist als, sagen wir, Bayern, findet man in der Hansestadt auch Stiege, Wege, die über Anhöhen führen. Aus den Stiegen leiten sich auch die Bürgersteige ab. Vermutlich weil man den Kantstein besteigen muss. Bürgersteige sind für Bürger da, Straßen für Autofahrer. Autofahrer sind demnach keine Bürger.