Klimaanlage und durchgehende Waggons, aber keine Papierkörbe: Erste Züge vom Typ DT 5 rollen seit gestern auf der Ringlinie U 3.

Hamburg. Wenn der Verkehrssenator und sein Staatsrat, die Vorstände der Hamburger Hochbahn und mehrere Chefs städtischer Unternehmen gemeinsam U-Bahn fahren und dabei von Fotografen und Kamerateams begleitet werden, dann gibt es dafür einen besonderen Anlass: die Jungfernfahrt der neuen Fahrzeuggeneration der Hamburger Hochbahn. Gestern rollte der erste Zug vom Typ DT5 durch die Hansestadt.

Von heute an werden zunächst fünf Züge, die aus je drei Wagen bestehen, regulär auf der Ringlinie U 3 eingesetzt. Bis 2016 soll das Herstellerkonsortium aus Alstom Transport Deutschland GmbH und Bombardier Transportation weitere 62 Züge liefern. Das Auftragsvolumen liegt bei 240 Millionen Euro. Mit den neuen Fahrzeugtypen sollen nach und nach die rund 40 Jahre alten DT3-Modelle ersetzt werden.

Bevor es auf die Premierenfahrt mit den schnittigen Fahrzeugen in Edelstahloptik ging, gab es bei der Festveranstaltung in der U-Bahn-Werkstatt Hellbrookstraße Lob von Verkehrssenator Frank Horch (parteilos): "Der öffentliche Personennahverkehr in Hamburg wird mit dem Einsatz der hochmodernen DT5 noch attraktiver und garantiert einen komfortablen und auf die Zukunft gut vorbereiteten U-Bahn-Betrieb."

Davon sollten sich die Ehrengäste bei der Jungfernfahrt dann selber überzeugen. Um 12.21 Uhr startete U-Bahn-Fahrer Klaus Tiehsat den ersten Zug - die Fahrt in Hamburgs U-Bahn-Zukunft konnte beginnen.

Schon nach wenigen Minuten war klar: Quietschende und ruckelnde U-Bahn-Fahrten gehören im DT5 der Vergangenheit an. Das liegt offenbar an den luftgefederten Drehgestellen: "Der Zug fährt ruhig und leise. Das ist sehr angenehm für die Fahrgäste", sagte Lutz Aigner, Chef des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV). Und was bieten die 118 Meter langen Züge mit Platz für 224 Fahrgäste sonst noch? Hochbahn-Vorstand Ulrich Sieg: "Wir haben hier keinen Zug von der Stange, sondern eine Spezialanfertigung. Wir verbinden innovativste und umweltfreundliche Fahrzeugtechnik mit einem Höchstmaß an Fahrgastkomfort."

Schon beim Einsteigen fällt auf, dass es Übergänge zwischen den einzelnen Wagen gibt. Eine "positive Neuheit auf dem Hamburger Schienennetz", findet Andreas Rieckhof (SPD). Der Verkehrsstaatsrat verzichtet bei der Jungfernfahrt auf einen Sitzplatz - wenn nötig, hält er sich an der Edelstahlstange an der Decke fest - und sagt: "Diese Übergänge geben den Fahrgästen ein größeres Sicherheitsgefühl. Denn so hat man immer auch den direkten Anschluss an Personen im nächsten Wagen." Auch die Konkurrenz lässt sich einen ersten Blick in den DT5 nicht entgehen. Und es gibt sogar anerkennende Worte, während sich die Jungfernfahrt auf der Ringlinie U 3 den Landungsbrücken nähert: "Durch die Übergänge entsteht ein großzügiges Raumgefühl. Überhaupt ist das Design gelungen", sagt Thomas Becker, Chef des Verkehrsunternehmens VHH PVG, das auch zum HVV gehört.

Das Design hat ein bisschen was von Retrolook: Die ergonomisch gestalteten Sitze sind mit rotem Stoff bezogen, der blaue Linoleumboden ist mit bunten Sprenkeln durchzogen.

Mehr noch: Alle Züge sind mit einer Klimaanlage ausgestattet, und es gibt über das Fahrgastfernsehen an Bord eine "dynamische Anzeige des Linienverlaufs beziehungsweise der kommenden Haltestellen", sagt Hochbahn-Vorstand Sieg. Für Kinderwagen und Rollstühle gibt es ein größeres Platzangebot als früher. Die "intelligenten" Türschließsysteme sollen über Lichtschranken ein unnötig langes Offenstehen der Türen verhindern.

Was die Fahrgäste nicht sehen können, ist die umweltfreundliche Fahrzeugtechnik: Der in Leichtbauweise konstruierte DT5 speist seine beim Bremsen gewonnene Energie zurück in die Stromversorgung der U-Bahn.

Aber eines fehlt im Zug der Zukunft: die kleinen Mülleimer unterhalb der Fenster. Doch die seien laut Hochbahn nicht mehr zeitgemäß: "Die verdreckten Mülleimer, aus denen halb leere Kaffeebecher hervorgucken, haben ausgedient", sagt Hochbahn-Sprecherin Maja Weihgold. Stattdessen folge das Unternehmen dem internationalen Vorbild und halte auf den Bahnsteigen große Mülleimer vor. Auf lange Sicht dürften die neuen 67 Züge nicht ausreichen, zumindest wenn die Fahrgastzahlen weiter so rasant steigen. 423 Millionen waren es im vergangenen Jahr, bis 2020 rechnet Hochbahnchef Günter Elste mit 525 Millionen.