150 Reporter haben die komplette Stadt vermessen. Alle 8100 Hamburger Straßen im Abendblatt-Test: anschauen, anklicken und selbst abstimmen.

Hamburg. Fünf Sterne für Wohnqualität, für den Zustand der Straße, für Familienfreundlichkeit, (wenig) Lärm, (viel) Natur und Sauberkeit. Die Menschen, die im Elbgarten wohnen, müssen glückliche Menschen sein. Denn die kleine Straße in Othmarschen gehört zu den besten Straßen, die es in Hamburg gibt. Das ist eines von Tausenden interessanter Ergebnisse aus dem umfangreichsten Test, den die Redaktion des Hamburger Abendblatts jemals gemacht hat.

Ein Vierteljahr lang haben 150 Redakteure und Reporter die komplette Stadt vermessen: Jede Straße wurde fotografiert, katalogisiert und nach zehn Kriterien bewertet. So entstand nicht nur der erste Straßentest der Stadt, sondern das mit mehr als 80.000 Daten größte digitale Straßenarchiv. Von diesem Wochenende können die Hamburgerinnen und Hamburger auf der Internetseite www.abendblatt.de sehen, wie die Redaktion die einzelnen Straßen bewertet hat - und das ist nur der Anfang.

Die Leserinnen und Leser haben nämlich selbst die Möglichkeit, eine Bewertung vorzunehmen. Vergeben werden können eins bis fünf Sterne, wie man das aus der Klassifizierung von Hotels kennt. Zudem hat jeder die Möglichkeit, Kommentare zum Redaktionsurteil oder zur Straße auf abendblatt.de zu hinterlassen, und eigene Fotos hochzuladen. Schon jetzt sind zu jeder Straße ein Abendblatt-Foto und eine Straßenkarte zu sehen, dazu gibt es nützliche Tipps zu Ärzten, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, freien Wohnungen und Häusern, etc. aus dem direkten Umfeld.

Das Ziel: Gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern des Hamburger Abendblatts soll so in den nächsten Monaten ein möglichst umfassender Straßenratgeber für Hamburg entstehen. Im Laufe des kommenden Jahres werden unter den jeweiligen Straßen dann auch Nachrichten zu finden sein.

Der Straßentest entstand in drei Phasen. In der ersten, von Anfang August bis Mitte September, liefen und fuhren die Redakteure und Reporter die gesamte Stadt ab. Den Großteil der Tester stellten dabei die sogenannten Stadtteilpaten des Hamburger Abendblatts. Anfang des Jahres hatte nahezu jeder Redakteur die Patenschaft für einen Stadtteil übernommen, idealerweise dort, wo er selbst lebt beziehungsweise aufgewachsen ist.

Auf dem Weg durch die Straßen blieben die Tester natürlich nicht unbemerkt - so wie Hans Raczinski, Pate von Wellingsbüttel. "Bei uns kennt man seine Nachbarn und hält ein Auge auf Menschen, die hier durchbummeln", schreibt er. "Ich wurde beim Straßentest dreimal von Anwohnern und sogar von einem Handwerker freundlich aber bestimmt angesprochen, was ich mit Kamera und Block vorhabe." Finkenwerder-Pate Hans Wacker machte beim Straßentesten ebenfalls eine Bekanntschaft: "Was tun Sie da?", fragte ihn eine Frau in der Straße Auedeich. "Ich schaue nach, ob die Straße in Ordnung ist", sagte Wacker. Antwort der Anwohnerin: "Alles in Ordnung hier, tolle Nachbarschaft. Aber schreiben Sie auf: Das Siel muss erneuert werden!"

Andere Tester erlebten andere Überraschungen: Tino Lange lernte in Barmbek-Süd, im sogenannten Komponistenviertel, dass die dortige Wagnerstraße nicht nach dem Musiker Richard Wagner, "sondern nach einem heute vergessenen Hamburger Grundeigentümer benannt wurde: Hans Heinrich David Wagner." Und Cornelia Werner fand in Altengamme eine Straße, die in keinem offiziellen Verzeichnis auftaucht: die Pinselallee. "Die kleine, knapp 50 Meter lange Straße entstand im Zuge von Deichbauarbeiten in den 60er-Jahren als Verbindung zwischen dem Altengammer Elbdeich und dem Altengammer Hauptdeich", schreibt Cornelia Werner. "Weil sie zwischen den Betrieben eines Malers und eines Friseurs durchführte, wurde sie von Einwohnern als Pinselallee bezeichnet. 1981 ergriffen Freunde und Bekannte des Malers und Raumausstatters Ewald Hamburg dann die Initiative: Zu seinem 50. Betriebsjubiläum schenkten sie ihm ein Straßenschild mit der Aufschrift Pinselallee, das neben dem Geschäft am Altengammer Elbdeich 119 aufgestellt wurde." Diese und andere Geschichten werden in den kommenden zwei Wochen in der großen Abendblatt-Serie zum Straßentest zu lesen sein: In zehn Folgen präsentieren wir unter anderem die Fünf-Sterne-Straßen in den jeweiligen Kategorien, also zum Beispiel die 62 besten Einkaufsstraßen der Stadt und die 340 Straßen mit Fünf-Sterne-Wohnqualität.

Bevor die feststanden, wurden in Phase zwei des Projektes ab Mitte September die Ergebnisse der Straßentester nach und nach in eine Datenbank eingegeben. Mitte Oktober begann dann Phase drei: Zehn Redakteure und Reporter bearbeiteten noch einmal jede Straße, korrigierten Texte, ordneten Fotos zu - und erstellten jene Ranglisten, die von Montag an im Hamburger Abendblatt zu lesen sein werden.

Bildet man einen Durchschnittswert über alle Straßen und in den jeweiligen Kategorien, gibt es unter den Bezirken einen klaren Sieger: Wandsbek liegt sowohl beim (geringsten) Verkehrslärm, bei der Wohnqualität, der Familienfreundlichkeit, den Parkplätzen und der Sauberkeit vorn - unter anderem dank der Walddörfer. Der Bezirk Altona erzielt die besten Durchschnittswerte in den Kategorien Natur und Freizeitmöglichkeiten.

Nienstedten, Blankenese, Othmarschen und Co. sorgen dafür, dass die Wohnqualität in 13 Prozent aller Straßen des Bezirks mit fünf Sternen bewertet wurde. In den Bereichen Einkaufen und Gastronomie liegen die Straßen des Bezirks Mitte an der Spitze, in der Kategorie Straßenzustand ist Bergedorf vorn. Was aber natürlich nicht heißen soll, dass die anderen Bezirke nichts zu bieten hätten: In Nord befinden sich immerhin 17 der 62 besten Einkaufsstraßen der Stadt, in Eimsbüttel noch einmal neun. Und Harburg hat beispielsweise 58 Fünf-Sterne-Straßen in der Kategorie Natur.

Sie wollen wissen, wie IHRE Straße abschneidet?

Der Straßentest steht von heute an auf www.abendblatt.de/strassen und ist auch auf von sofort an in der iPad-App des Abendblatts (im Bereich Service) integriert. Einfach den Straßennamen eingeben, Bewertung der Redaktion ansehen, selbst abstimmen! Viel Spaß.