Ein Dankeschön von Birgit Reuther

Die Hamburger Musikszene ist von ihrer Mentalität her eine, die lieber auf hanseatisches Understatement setzt, was ihre Außenwirkung angeht. Lokalpatriotisches Schulterklopfen ist eher verpönt. Das ist sympathisch, das ist gut so. Aber dennoch (oder gerade wegen dieser Nonchalance) ist die Ausstrahlung der Pop- und Rockschaffenden an der Elbe besonders groß.

Für ihr Wirken ist den Protagonisten, auch wenn sie das vermutlich ebenfalls ungern hören, ausdrücklich zu danken. Dafür, dass sie sich Jahre und Jahrzehnte der Kunst widmen. Aus einem inneren Drang heraus und selbst wenn es sie in finanzielle Engpässe führt, wie jetzt der Film "Wir werden immer weiter gehen" dokumentiert. Und dass sie darum dennoch kein großes Gewese machen. Dass sie sich als eigenmächtige Akteure begreifen und nicht als Opfer ökonomischer Zwänge. Dass sie weitermachen.

Und selbst wenn jeder im Alltag sein eigenes Ding durchzieht: An einem Abend wie dem Geburtstagskonzert von Bernd Begemann im Knust war da eine sehr entspannte Gemeinschaft zu spüren, die über lange Zeit gewachsen ist. Musiker erfolgreicher Hamburger Bands wie Tocotronic und Fettes Brot kamen auf ein Ständchen vorbei, als seien sie gerade in der Nähe gewesen. Kein Wunder. Hat Begemann mit seinem Umzug vom lippischen Bad Salzuflen nach Hamburg die hiesige Szene doch maßgeblich mitgestaltet.

Es braucht eben immer einen Mutigen, Euphorischen, Umtriebigen, manchmal auch Nervigen, der nicht nur den ersten Schritt macht, sondern auch die vielen anderen, die danach kommen. Und der auch ein klein wenig lokalpatriotisch ist, wenn die anderen es nicht sein möchten. Bestenfalls mit klugen Liedern, die Ode und Anti-Hymne zugleich sind: "Oh, St. Pauli/ man fühlt sich wie ein Gewinner/ obwohl man nichts erreicht." Merci!