Bildungsstudie empfiehlt stärkere Kooperation bei der Ausbildung und zwischen Hochschulen in Schleswig-Holstein und Hamburg.

Hamburg. Statt sich wie kürzlich über den Austragungsort von Windenergiemessen zu streiten, appelliert Henning Klodt, Leiter des Zentrums Wirtschaftspolitik am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, an die Landespolitiker von Hamburg und Schleswig-Holstein, vor allem in der Schul- und Hochschulpolitik stärker zu kooperieren. Durch einen gebündelten Bildungsmarkt würde auch der norddeutsche Arbeitsmarkt gestärkt. Klodt ist Mitverfasser der Studie "Bildungsraum Hamburg/Schleswig-Holstein: mit vereinter Kraft für eine starke Region" im Auftrag der Haspa.

Unter anderem schlagen die Verfasser der Studie vor, lieber weniger und dafür spezialisierte Hochschulen einzurichten sowie einen gemeinsamen Schulentwicklungsplan für die allgemeinbildenden Schulen zu entwickeln.

"Es kommt für die Hochschulen darauf an, ihre Stärken zu fördern und sich aus Bereichen, in denen sie Schwächen aufweisen, eher zurückzuziehen", sagt Henning Klodt. Nur so könne im Wettbewerb mit anderen Hochschulen Boden gewonnen werden. Eine Zusammenarbeit unter den Hochschulen beider Länder solle nicht größere Einheit schaffen, sondern einer vertieften fachlichen Spezialisierung dienen. "Es ist beispielsweise unklug, dass sich Schleswig-Holstein und Hamburg gleichermaßen auf die Medizinerausbildung fokussieren", so Klodt. Studierende schätzten ohnehin kleinere Universitäten mit einer hohen fachlichen Spezialisierung und einem engen Betreuungsverhältnis mehr als die großen allumfassenden Einrichtungen.

Sowohl unter Studienanfängern als auch unter den Auszubildenden bestehe in Hamburg und Schleswig-Holstein zudem eine große Bindung zum norddeutschen Raum. Diese sollten beide Länder nutzen, um Fachkräfte zu binden. Denn: In der Zukunft wird es nicht nur einen Fachkräftemangel, vor allem in Gesundheits- und Sozialberufen geben, es wird laut Studie aufgrund der demografischen Entwicklung in diesem Bereich einen generellen Mangel an Arbeitskräften geben. Der Zugang für niedrig qualifizierte Schulabsolventen zu diesen Berufen müsse dringend verbessert werden. Das klappe in Schleswig-Holstein besser als in der Hansestadt. "Hamburgs Auszubildende verfügen über ein höheres durchschnittliches Bildungsniveau als Auszubildende in Schleswig-Holstein. Allerdings gelingt es den Unternehmen in Schleswig-Holstein besser als in Hamburg, Hauptschüler und Schüler ohne Abschluss in die Berufsausbildung zu integrieren", sagt Mitverfasserin Christina Boll vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut. Die Autoren empfehlen, die Ausbildungsgänge in der beruflichen Bildung regelmäßig auch daraufhin zu überprüfen, ob sie dem beruflichen Wandel zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft genügen. In Schleswig-Holstein müsse insbesondere die Zahl der Auszubildenden in den Fertigungs- und Rohstoff gewinnenden Berufen verfolgt werden - einem schrumpfenden Berufszweig, was die Zahl der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2025 angeht.