Eigentümer des InterContinental stellt Konkursantrag. 140 Arbeitsplätze sind in Gefahr. HSH Nordbank friert Geschäftskonten ein.

Rotherbaum. Der Name InterContinental stand über viele Jahre für den Inbegriff von Luxushotellerie. Glamouröse Bälle wurden hier gefeiert, internationale Stars stiegen hier ab, auch eine Spielbank war in dem Nobelhotel zu Hause. Doch als 2006 die Spielbank geschlossen wurde und in die Innenstadt an den Stephansplatz zog, war der Glanz schon längst verflogen. Daran änderte auch die Modernisierung der Räumlichkeiten im Jahre 2010 nicht mehr viel - der Lack war ab. Es gab finanzielle Sorgen, die InterContinental Gruppe dachte sogar über einen Rückzug aus Hamburg nach.

Doch die Nachricht, die sich gestern in der Hansestadt verbreitete, ist noch viel dramatischer: Das InterContinental ist insolvent. Die Jobs von 140 Mitarbeitern sind in Gefahr: "Wir sind bestürzt über die Nachricht, dass ein Konkursantrag gestellt wurde", sagte Direktorin Gesa Rohwedder, die das Haus seit sechs Jahren leitet, dem Abendblatt. Rohwedder wurde erst gestern Nachmittag darüber informiert und führte dann Gespräch mit ihren schockierten Mitarbeitern. In den kommenden Tagen solle der Hotelbetrieb fortgeführt werden.

Die Eigentümer und Betreiber, die Grod Hotel GmbH, hat gestern beim zuständigen Gericht im schweizerischen Zug, hier ist der Sitz des Unternehmens, einen Konkursantrag gestellt. Die Schuld an der dramatischen Situation gibt Geschäftsführer Marc Arand einer "großen Hamburger Bank". Diese habe eine seit 2010 bestehende Restrukturierungsvereinbarung überraschend und aus Sicht der Grod Hotel GmbH unbegründet aufgehoben. Die Bank habe die für den laufenden Betrieb relevanten Geschäftskonten eingefroren, so Aland weiter.

Nach Abendblatt-Informationen handelt es sich dabei um die HSH Nordbank. Das Kreditinstitut wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Allerdings ist aus gut informierten Finanzkreisen zu erfahren, dass die Bank das von der Grod Hotel GmbH vorgelegte "Fortführungskonzept" nicht mitgetragen habe. Die Immobilieneigentümer benötigen offensichtlich viel Geld, das die Bank den Unternehmern aber nicht geben wollte. Ausschlaggebend könnte in diesem Fall gewesen sein, dass es an dem mehr als 30 Jahre alten Gebäude noch einen Sanierungsbedarf in Millionenhöhe geben soll.

Die Grod Hotel GmbH wurde 2010 im Rahmen eines sogenannten Rettungserwerbs von den finanzierenden Banken mit dem Ziel übernommen, das InterContinental Hamburg zu modernisieren und gleichzeitig neu zu positionieren. Dieses Vorhaben habe durch eine Restrukturierungsvereinbarung mit den Banken aus dem operativen Geschäft finanziert werden sollen, sagt Geschäftsführer Marc Arand. Aufgrund unerwarteter Mehrkosten der notwendigen Modernisierungsmaßnahmen habe die Grod Hotel GmbH zur Sicherstellung der Betriebsfortführung am 23. Oktober in der Schweiz eine sogenannte Nachlassstundung beantragt. Dieses Verfahren ist mit dem deutschen "Schutzschirmverfahren" vergleichbar und sollte laut Grod-Geschäftsführer Arand "rechtssichere Rahmenbedingungen für alle Beteiligten schaffen, um die Finanzierung der Mehrkosten der Modernisierung planen zu können. Doch da machte die HSH Nordbank offensichtlich nicht mehr mit und fror die Geschäftskonten des Unternehmens ein.

Unterdessen sitzt der Schock nicht nur bei den Angestellten tief über diese Hiobsbotschaft. Auch die Hotelbranche hofft auf eine Rettung des InterContinental: "Es muss jetzt schnell gehandelt werden, damit der Hotelbetrieb störungsfrei fortgeführt werden kann. Die Mitarbeiter müssen Sicherheit darüber haben, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren", sagte Ulrike von Albedyll, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Hamburg. Das InterContinental sei 1972 die erste internationale Hotelkette gewesen, die sich in Hamburg angesiedelt habe. Ein solches Traditionshaus müsse erhalten bleiben, so von Albedyll weiter.

Schlecht läuft das Hotel nicht, denn der Übernachtungsmarkt in Hamburg boomt. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über ein neues Hotelprojekt berichtet wird. 268 Hotels mit mehr als 51 500 Betten gibt es zurzeit in der Hansestadt. Allein in diesem Jahr wurden elf Häuser neu eröffnet. 2013 sollen weitere folgen.