Offenbar hatten Mitarbeiter des Jugendamts Kind über Jahre nie persönlich gesehen. “Jugendamt hat nichts ausgelassen, um Jule zu quälen.“

Hamburg. Acht Jahre lang hat sich das Hamburger Ehepaar Sabine und Holger Schuster aufopferungsvoll um sein Pflegekind Jule (alle Namen geändert) gekümmert. Das Mädchen, von Geburt an durch den Alkohol- und Drogenkonsum der leiblichen Mutter schwer geschädigt, war mit vier Monaten zu den Schusters gekommen. Als die Pflegeeltern wegen zunehmender Schwierigkeiten das Amt wechseln wollten, begann ein dreijähriger Machtkampf mit dem Jugendamt Hamburg-Mitte. Jenes Amt, in dessen Zuständigkeit im exakt gleichen Zeitraum zwei tragische Todesfälle fielen. Im März 2009 verhungerte die neun Monate alte Lara Mia, im Februar 2012 starb in der Wilhelmsburger Wohnung ihrer Pflegeeltern die elfjährige Chantal an einer Methadon-Vergiftung.

"Das war wie Krieg, das Jugendamt hat nichts ausgelassen, um Jule zu quälen", sagen die Schusters. Ihnen wurde die elterliche Sorge entzogen, das Jugendamt unterstellte der Pflegemutter selbst ein krankhaftes Verhalten und verweigerte dem Mädchen die von drei Fachärzten verschriebenen Medikamente.

Erst ein Gutachten, das massive Kritik am Jugendamt übte, weil die Mitarbeiter das Kind über Jahre nie persönlich gesehen hätten, sorgte für den Gerichtsbeschluss: Jule, 11, darf in ihrer Pflegefamilie bleiben. Die Schusters beziffern die Kosten für den Kampf um Jule auf 25.000 Euro.

Lesen Sie hier das große Abendblatt-Dossier zu dem Fall