Polizeipräsident will Stadt in acht große Reviere aufteilen, die Führungsebene ausdünnen und Quereinsteiger gewinnen.

Winterhude. Das Ziel des Polizeipräsidenten ist ehrgeizig: "Ich hoffe, dass die neue Struktur in einem Jahr umgesetzt sein wird", sagt der zu Jahresbeginn ins Amt berufene Wolfgang Kopitzsch. Nachdem die Innendeputation das "Projekt Modernisierung der Polizei 2012", kurz "ProMod 2012" abgesegnet hat, steht der Polizei eine der größten Organisationsveränderungen der zurückliegenden Jahrzehnte bevor.

Wenn die Umbauten umgesetzt seien, werde dem Bürger eine schlagkräftigere Kripo und eine präsentere Schutzpolizei zur Verfügung stehen, verspricht Kopitzsch. "Letztlich werden vor allem die Bürger, aber auch die Beamten von der Reform profitieren." Kritiker sprechen hingegen von einer "Rolle rückwärts", denn mit der Dezentralisierung bekommt die Polizei auch Strukturen zurück, die sie in ähnlicher Form vor gut zehn Jahren hatte.

Kopitzsch will das Stadtgebiet in acht Regionen aufteilen, die sich in weiten Teilen mit den Grenzen der sieben Hamburger Bezirke decken und die jeweils ein federführendes Polizeikommissariat bekommen werden. Dort soll auch die im Bezirk zuständige Kriminalpolizei konzentriert werden.

Bislang gab es an jeder Wache einige wenige Kripo-Leute, was dazu führte, dass "Verbrechen nur noch verwaltet, nicht bekämpft" werden konnten, wie Polizeigewerkschafter kritisierten. Der Leiter des jeweiligen Führungs-Kommissariates wird quasi der Polizeichef der gesamten Region. "Für die Bürger hat die neue Struktur viele Vorteile", sagt Kopitzsch. "Durch den Wegfall einer Arbeitsebene werden wir mehr Beamte auf der Straße haben. Vor allem solche, die sich in ihrer Region gut auskennen und sich mit ihrem Viertel identifizieren." Längere Wege werde es für den Bürger nur in Ausnahmefällen geben.

Mussten Bürger bislang für Zeugenaussagen und Befragungen oft ins Präsidium nach Winterhude reisen, könnten zukünftig mehr Termine in den Regional-Kommissariaten vereinbart werden. Kopitzsch: "Die ganz normale Anzeige kann jeder nach wie vor an jedem der 24 Kommissariate fertigen. Und Wachenschließungen wird es nicht geben." Einen längeren Weg zum Kripo-Sachbearbeiter müsse niemand fürchten, so Kopitzsch. Die Hamburger Kripo sei nach wie vor in jedem PK vertreten.

Durch die Regionalisierung der Kompetenzen erhofft sich Kopitzsch auch eine noch bessere Zusammenarbeit der Wachen mit den örtlichen Behörden. Um diese zu intensivieren, will Kopitzsch in allen acht Regionen regelmäßige Sicherheitskonferenzen einführen, wie es sie im Bezirk Mitte und in Harburg bereits gibt. An diesen Treffen sollen Schulen, Soziale Dienste, Behörden und Jugendämter teilnehmen.

Doch nicht nur in den einzelnen Kommissariaten, auch im "Polizeistern", dem Präsidium in Winterhude, wird nach Kräften umstrukturiert. So soll unter anderem der Präsidialstab verkleinert werden. Ferner werden Organisationseinheiten zusammengelegt: So "fusionieren" die bisher eigenständigen Bereiche "Zentraldirektion" und "Verkehrsdirektion".

In der neu geschaffenen Direktion "Einsatz" werden der heutige Führungs- und Lagedienst, Bereitschaftspolizei und die bisher zentral geführten Kräfte der Zentraldirektion zusammengeführt. Kopitzsch: "Durch eine Verschlankung der Führungsstrukturen bringen wir mehr Beamte näher an den Bürger." Neu geschaffen wird auch der Bereich "Personal", der sich um die Belange der Beamten (Nachwuchsgewinnung, demografische Fragen, Heilfürsorge, Betreuung) kümmern soll. Die Polizei bekommt damit wieder einen "Personalchef".

"In diesem Bereich stehen wir vor großen Herausforderungen", sagt Kopitzsch. Neben der immer schwieriger werdenden Suche nach geeignetem Nachwuchs gelte es bei der Polizei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Konkrete Maßnahmen sollen in den kommenden Monaten erarbeitet werden. Um geeignetes Personal zu finden, werde man verstärkt auf Berufswechsler zugehen, die bereits eine Ausbildung haben. Kopitzsch lobt die Beteiligung der Mitarbeiter bei der Polizeireform: "Es gab weit über 1000 Vorschläge von Kolleginnen und Kollegen. Viele sind in ,ProMod' eingeflossen."