Karstadt-Chef Andrew Jennings lässt sich von seinem Weg nicht abbringen. Dies wurde gestern auch den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat deutlich, die eine Sondersitzung des Kontrollgremiums einberufen hatten. Der Warenhauskonzern muss sich laut Jennings wandeln - und Wandel bedeutet in diesem Fall auch die Reduzierung von Kosten. 2000 Arbeitsplätze dürften im Rahmen des ehrgeizigen Programms "Karstadt 2015" verschwinden. Ein bitterer Einschnitt bei dem Traditionsunternehmen, aber offensichtlich ein notwendiger. Denn Karstadt leidet seit Längerem unter der harten Konkurrenz durch Fachmärkte und vor allem das Internet. Die jüngsten Umsatzzahlen, die ein Minus von mehr als drei Prozent auswiesen, machen den Wandel im Einkaufsverhalten der Deutschen sichtbar. Hosen, Schuhe und Fernseher werden immer häufiger bequem per Mausklick bestellt und seltener aufwendig im Gemischtwarenladen namens Kaufhaus gesucht.

Es stimmt optimistisch, dass Jennings offensichtlich nicht nur als Kostensenker gekommen ist, sondern ein durchaus schlüssiges Antikrisenkonzept auf den Weg gebracht hat. So will der Vorstand die eigenen Internetaktivitäten stärken, neue Marken einführen und vor allem die höherwertigen Filialen aufwerten. So wurden gestern in einem öffentlichen Papier explizit Karstadt an der Mönckebergstraße und das Alsterhaus als Standorte mit Zukunft erwähnt. Hier will Jennings investieren, neue Einkaufswelten schaffen, die zum Verweilen und Shoppen einladen. Die Strategie überzeugt, zumindest auf dem Papier. Nun muss sie schnellstens zum Leben erweckt werden.