Positives Ergebnis im zweiten Quartal. Die konsequente Kostenreduzierung trägt erste Früchte. Der Aktienkurs steigt deutlich.

Hamburg. Nach einer langen Krisenphase gibt es vom Hamburger Solarzellenhersteller Conergy wieder eine Erfolgsmeldung. Erstmals seit 2010 wies der Konzern in einem Quartal mit einer halben Million Euro wieder ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) aus. Im gesamten ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres steht zwar noch ein Minus von 7,1 Millionen Euro in der Bilanz, aber das ist weit weniger als im Vorjahreshalbjahr mit immerhin noch 16,9 Millionen Euro Verlust. Vorstandschef Philip Comberg wertet das Ergebnis des zweiten Quartals denn auch als "Meilenstein zurück auf dem Weg in die Erfolgsspur". Daran arbeite das Unternehmen hart, sagte er gestern und verwies gleichzeitig auf das schwierige Umfeld infolge der Euro-Krise.

Comberg erwartet auch für das Gesamtjahr ein positives Ebita. Allerdings brechen die Umsätze als Folge eines verheerenden Kostendrucks in der Branche auch bei Conergy weiter ein. Das Unternehmen verkaufte im ersten Halbjahr mit 180 Megawatt zwar fast so viele Solarmodule wie vor Jahresfrist mit 199 Megawatt, die Erlöse reduzierten sich dennoch von 388,5 Millionen auf nur noch 243,7 Millionen Euro.

+++ Die Aussichten sind düster – Milliardengrab droht +++

Die Krise in der gesamten Branche ist noch lange nicht überstanden. Allein im vergangenen Jahr sind die Preise um rund 40 Prozent eingebrochen. Die Firmen leiden unter Überkapazitäten, die auf die Margen drücken. Es soll weltweit etwa doppelt so viele Fabriken geben wie notwendig, die meisten davon in China. Die asiatischen Anbieter überschwemmen auch den deutschen Markt mit Billigangeboten. Eine weitere Belastung für die Branche ist, dass viele Staaten ihre Förderprogramme für den Ausbau der Solarenergie kürzen. So auch Deutschland. Hier sanken die Conergy-Erlöse um 50 Prozent auf nur noch 30,6 Millionen Euro. Der Auslandsanteil am Gesamtumsatz erreichte damit rund 79 Prozent. So habe das Unternehmen in Italien, wo eine Sonderkonjunktur vor anstehenden Förderkürzungen für florierende Geschäfte sorgt, sowie in Griechenland und den USA zulegen können, sagte Comberg.

Wegen der Probleme in der Branche hatte der Primus Solarworld am Montag einen Verlust von mehr als 160 Millionen Euro im zweiten Quartal verkündet. Andere Unternehmen wie Solon, Q-Cells und Solar Millennium sind bereits insolvent oder haben wie First Solar ihre Werke geschlossen. Bereits am Jahresanfang stieg das chinesische Solarunternehmen LDK Solar bei dem Konstanzer Solarzellenhersteller Sunways ein. Das deutsche Unternehmen kämpfte zuvor mit massiven Finanzproblemen.

Bei Conergy hingegen kommen jetzt laut Comberg die eingeleitete strategische Neuausrichtung und die verbesserten Kostenstrukturen des Unternehmens zum Tragen. So haben die Hamburger die unprofitable Herstellung von Solarzellen in ihrer eigenen Fabrik in Frankfurt (Oder) gestoppt und kaufen die Komponenten inzwischen billig in China ein.

Conergy hat sich nunmehr auf die Montage, den Aufbau beim Kunden und dem Verkauf spezialisiert. Der Zahl der Mitarbeiter ging auch durch Verkäufe von Bereichen innerhalb eines Jahres von 1500 auf jetzt 1250 Mitarbeiter zurück. In Hamburg arbeiten derzeit 250 Beschäftigte für den Hersteller. Vor Jahresfrist waren es noch 350. Die ausgeschiedenen 100 Mitarbeiter sind nun bei der Conergy-Tochter Voltwerk angestellt, die vom Autozulieferer Bosch übernommen wurde.

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Unter Comberg als Vorstandschef haben die Hamburger begonnen, strategische Partnerschaften mit Zulieferern auch in Asien einzugehen. Hintergrund dafür ist, dass neue Solarparks vorfinanziert werden müssen, was in Zeiten der Bankenkrise immer schwieriger wird. Laut Comberg gab es bereits erfolgreiche Gespräche und konkrete Projekte, die durch gemeinsame Finanzierungsmodelle realisiert werden konnten. "Dass wir uns in diesem Umfeld gut behauptet haben und unser Ergebnis deutlich verbessern konnten, stimmt uns für den weiteren Jahresverlauf hoffnungsvoll", sagte er.

Die Börse honorierte gestern die Zahlen. Die in den vergangenen Jahren arg gebeutelte Aktie stieg bis zum Nachmittag um etwa sechs Prozent auf mehr als 50 Cent je Anteilsschein.