Das ergab eine schriftliche Kleine Anfrage der CDU. Ausgaben waren nach dem Fall der in Jenfeld verhungerten Jessica explodiert.

Hamburg. Bei den seit Jahren kräftig steigenden Ausgaben für Hilfen zur Erziehung - für 2012 plant der SPD-Senat mit 234 Millionen Euro - deutet sich eine Trendwende an. Beim größten Einzelposten, den "sozialpädagogischen Familienhilfen", sinken die Fallzahlen seit Anfang 2011 kontinuierlich. Das ergab eine schriftliche Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Christoph de Vries.

Laut Antwort des Senats gab es im Dezember 2010 noch 2679 solcher Hilfen, die im Schnitt 1267 Euro pro Monat kosteten - wären also hochgerechnet Ausgaben von rund 40 Millionen Euro im Jahr. Im April 2012, aus dem Monat stammen die aktuellsten Daten, gab es hingegen nur noch 2326 Fälle, die durchschnittlich 1212 Euro kosteten. Das würde auf jährliche Ausgaben von knapp 34 Millionen Euro hinauslaufen. Sechs Millionen Euro Rückgang sind gemessen an den Gesamtausgaben zwar wenig. Aber nachdem die Ausgaben für Hilfen zur Erziehung seit 2005 - in dem Jahr sorgte der Fall der in Jenfeld verhungerten Jessica für Aufregung - von rund 130 auf mehr als 230 Millionen Euro geradezu explodiert sind, wird dieser Trend aufmerksam registriert.

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CDU-Familienexperte de Vries weist darauf hin, dass schon zu schwarz-grünen Zeiten eine Umsteuerung eingeleitet worden war: weg von Einzelfallhilfen, hin zu sozialräumlichen Angeboten wie Eltern-Kind-Zentren. Es sei erfreulich, dass Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) diesen Kurs halte und weiterhin zwölf Millionen Euro pro Jahr dafür bereitstelle. "Die vorliegenden Zahlen deuten darauf hin, dass die Maßnahmen nun wirken", so de Vries. Auch die Sozialbehörde sieht "ein erstes Indiz" dafür, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

"Alarmierend" ist aus Sicht von de Vries hingegen, dass die Zahl der in Heimen untergebrachten Kinder angestiegen ist - von 2486 Ende 2010 auf 2615 im April 2012. Die Kosten pro Fall und Monat stiegen von 3914 auf 4051 Euro. Das sei fast fünfmal so teuer wie die Betreuung in einer Pflegefamilie, moniert de Vries. "Diese ist auch fachlich gesehen im Regelfall besser für die Entwicklung der betreuten Kinder."

Die Sozialbehörde erklärt die Zahlen unter anderem damit, dass mehr minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge nach Hamburg gekommen seien. Der Höhepunkt mit 2628 Heimunterbringungen im Januar sei aber überschritten. Ein Rückgang von 13 Fällen bedeute eine Ersparnis von mehr als einer halben Million Euro im Jahr.