Wenn im Camp Erwachsene diskutieren, während Kinder zwischen den bunten Zelten spielen und sich am Infostand Passanten drängen - dann ist Stephan D., 28, glücklich. "Nie hätte ich gedacht, dass unser Projekt mal so hohe Wellen schlägt", sagt der Occupy-Anhänger, der das erste Zelt auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz aufgeschlagen hat. Ende September soll das Camp nun aufgelöst werden - so will es der Bezirk Mitte.

Alles begann in der Nacht zum 16. Oktober 2011, nach einer Demo auf dem Rathausmarkt. "Wir haben mit ein paar Leuten entschieden, unseren Protest vor der HSH-Bank fortzuführen, haben uns Pappe geholt und uns draufgesetzt", erinnert er sich. Später habe er der Kälte wegen sein Zelt geholt.

Als der Soziologiestudent es am Tag darauf eine Zeit lang verließ, war er überzeugt, es bei seiner Rückkehr zerstört vorzufinden. Doch siehe da: Es waren sogar noch drei weitere Zelte hinzugekommen. Seitdem lebt Stephan D. im Camp auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz - abgesehen von den Besuchen bei seiner Freundin in Hoheluft.

Das politische Interesse des gebürtigen Wilhelmsburgers, der sein Abitur auf der Gesamtschule Harburg machte, hatte sein Vater geweckt, der sich oft kritisch über Politiker äußerte. Auf Demos ist Stephan D. jedoch nie gegangen - bis zu jenem Oktober-Tag.

Im Camp, sagt er, sei er bescheiden geworden. "Essen, trinken, schlafen und kommunizieren", sagt er, "das ist alles, was ich brauche." Und ab und zu eine Protestaktion.