Das gelbe Protestshirt hat Christoph Bohnenkamp (23) sich kurzerhand über den Pulli gestreift. “Es gibt genügend Missstände, gegen die es aufzustehen gilt“, sagt der junge Mann, der im vierten Semester an der HafenCity-Universität (HCU) Bauingenieurwesen studiert.

Vor allem, dass alle Bachelor-Studiengänge auf sechs Semester verkürzt wurden, macht ihn wütend. "Damit bekommt man keinen berufsqualifizierenden Abschluss."

Der junge Student fühlt sich verraten. Nicht zuletzt deshalb engagiert er sich auch im AStA seiner Hochschule, an der 1700 Studenten in 11 Studiengängen eingeschrieben sind. "Bei uns an der HCU herrschen desolate Zustände." Unterschiedliche Standorte, zu wenig Professoren, zusammengewürfelte Studiengänge ohne eine klare Konzeption, sind nur einige der Kritikpunkte. "Letztendlich", sagt er, "ist es eine Frage des Geldes, dass nicht in die Bildung investiert wird."

Kurz vor dem Beginn der Demo steht er mit einigen Kommilitonen auf dem Uni-Campus. "Danke für die Kultivierung der Oberflächlichkeit" hat er auf sein sorgfältig zusammengebautes Protestschild geschrieben. "Die Studienzeit sollte doch ein Reifungsprozess sein. Das kann man nicht in sechs Semestern durchprügeln", sagt Christoph. "Und dann ohne Praxissemester." Er hat deshalb nebenbei in einem Ingenieurbüro angeheuert.

Die Forderungen des gebürtigen Berliners sind auch eine grundsätzliche Kritik an den Bachelor-Studiengängen: mehr Freiheit für die Studenten und mehr Wahlmöglichkeiten innerhalb der Fächer. Auch bei ihm ist jeder Tag komplett durchstrukturiert: montags Vermessungslehre, dienstags Wasserbau, und so geht die Woche weiter. "Fehlzeiten kann man sich nicht leisten. Man merkt bei vielen Studenten, dass sie zu viel Stress haben. Immer geht es nur um Leistungsdruck und Wettbewerb." Klar, dass er auch für die Abschaffung der Studiengebühren ist. "Das passt einfach nicht zusammen. An unserer Hochschule sind viele nach den hochfliegenden Versprechungen sehr enttäuscht ." Inzwischen ist der Demonstrationszug auf dem Rathausmarkt angekommen. Eisern hält Christoph sein Protestschild hoch. "Es ist super, dass so viele auf die Straße gegangen sind", sagt er. "Jetzt ist wichtig, dass bei den Demonstranten das Interesse entsteht weiterzumachen, damit sich endlich etwas ändert."