Tennis am Rothenbaum ist wieder in - dank Tommy Haas

Auch wenn es gestern im Finale nicht zum ganz großen Triumph reichte: Die Tennisfans, die Tommy Haas in der vergangenen Woche am Rothenbaum spielen sahen, können sich glücklich schätzen, die sportliche Wiedergeburt eines Mannes miterlebt zu haben, der nach vielen Jahren mit chronischen Verletzungsproblemen ein nicht für möglich gehaltenes Comeback geschafft hat. Vor der Energieleistung des 34-Jährigen, der in seiner Geburtsstadt zur Höchstform auflief, muss man Respekt haben.

Dennoch ist es ein wenig zu euphorisch, die Renaissance der großen Tenniszeiten in Hamburg auszurufen. Dass trotz teilweise miesesten Wetters immerhin 56 000 Menschen auf die Anlage an der Hallerstraße pilgerten und deutlich mehr Tickets verkauft wurden als 2011, war zum großen Teil der neuen deutschen Welle geschuldet, die Haas ausgelöst hatte und in deren Sog mit Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber zwei weitere Deutsche - und damit so viele wie seit 1989 nicht mehr - das Viertelfinale erreichten. Das kann im nächsten Jahr schon wieder ganz anders aussehen.

Dass es nicht anders aussehen wird, daran muss Turnierdirektor Michael Stich nun arbeiten. Der Wimbledonsieger von 1991 und sein Team haben es in den vier Jahren ihres Wirkens geschafft, dem Turnier nach dem Verlust des Mastersstatus (zweithöchste Kategorie) im Jahr 2008 nicht nur neue Impulse zu geben, sondern ein neues Image. Anstatt über die fehlende internationale Elite zu klagen, haben sie auf deutsche Zugpferde gesetzt, die Anlage modernisiert, für die Fans kostenlos zugänglich gemacht und mit Hamburg 1 einen Partner ins Boot geholt, der die Traditionsveranstaltung mit 40 Stunden Liveberichten wieder im Bewusstsein der Hamburger verankerte.

Stich weiß, wie viel Arbeit nötig ist, um Sponsoren, die Stadt und vor allem die Fans dauerhaft von seinem Turnier zu überzeugen. Er weiß auch, dass es mehr braucht als den dritten Frühling eines Tommy Haas. Dennoch dürfte ihm die vergangene Woche Mut gemacht haben, die kommenden Herausforderungen anzupacken.